Black Mask

HK 1996
Regie: Daniel Lee

Rezension von Ekkehard Knörer

Die Grundkonstellation, wenn man bei diesem rasant und ohne Punkt und Komma ausgeschütteten Füllhorn von Motiven, Zitaten und Versatzstücken davon überhaupt sprechen mag, erinnert an Bladerunner. Entmenschte Menschen, um ihre Emotionen gebracht, bedrohen Hongkong, einer der ihren ist abtrünnig und harmlos geworden: er arbeitet jetzt als Hilfsarbeiter in einer Bibliothek. Was folgt, ist, natürlich, sein Kampf gegen die ihm Nächsten, moralisch aber Fernen. Kompliziert wird das ganze durch die Liebe zur um ihre Gefühle gebrachten Yuek-Lan (Francoise Yip), deren Leben Tsui (Jet Li) einst rettete, zweimal werden wir in einem pathetischen, aber eindrucksvollen Schwarzweiß-Flashback daran erinnert. Umstandslos werden weitere Mythen geplündert. Tsui ist zugleich Zorro, daran erinnert der Titel, und Superman, das vor allem in der Spaltung in die harmlos-wehrlose Bibliothekars- Persona und den furchtlosen und virtuosen Kämpfer.

Hinzu kommt, hongkongtypisch und in klarer Anlehnung an John Woo, die unverbrüchliche Männerfreundschaft zwischen Tsui und dem Polizisten Shek, der, wer hätte es gedacht, einen ewigen Strauß mit seinen ahnungslosen Vorgesetzten auszufechten hat. Das alles aber ist, letztlich, herzlich egal. Und dass es egal ist, ist auch egal, denn es kommt einzig auf die Kampfszenen an und die sind großartig. Fabelhaft am dünnen Seil choreografiert von Woo-Ping Yuen (Tiger and Dragon), rasant und mit untrüglichem Rhythmus- und Perspektivgefühl gefilmt und geschnitten, sind sie der reine Genuss. Die Kämpfer fliegen nicht, sie flattern davon, widerstehen charmant, da unaufdringlich der Schwerkraft. Der Film beruht auf einem erfolgreichen Comic, das ist nicht verwunderlich, comichaft sind die Figuren geblieben, comichaft pfeifen die Bilder auf die Physik. Das viele Blut, das fließt, ist so nicht Blut, sondern so wenig real wie das Flug- und Kampfvermögen der Helden. Virtuelles Kino der besten Sorte.konsequent.

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