Scherpunkt Asien: Kim Ki-Duk: Bad Guy (Korea 2001)

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Bad Guy

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Kim Ki-Duk: Bad Guy (Korea 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer

zum Asien-Schwerpunkt

Nimmt man Kim Ki-duks Film "Bad Guy“ auf der schlichten Plot-Ebene, wird allein die Erzählung jede aufrechte Feministin - zu Recht - auf die Palme treiben. Han-ki, ein kleiner Gangster und Zuhälter, begegnet auf der Straße der jungen Kunst-Studentin Son-hwa. Als er sie mit Blicken bedrängt, wendet sie sich angeekelt ab. Er rächt sich durch einen langen, brutalen Kuss; als ihn die herbeigeeilte Polizei von Son-hwa losgezerrt hat, spuckt sie ihm ins Gesicht. Um Rache zu nehmen zwingt Han-ki die Studentin (mit einer hinterhältigen Intrige, die der Film nur andeutet) in die Prostitution. Das Bordellzimmer hat einen Spiegel, durch den er sie beobachtet, nach und nach wird Son-hwa gefügiger, es entwickelt sich eine, wenngleich seltsame Liebe zwischen den beiden.

Eine Liebesgeschichte mit Widerhaken hatte Kim Ki-duk bereits in seinem derzeit durch die deutschen Programmkinos reisenden "The Isle“ erzählt und auch da schon die Gemüter durch die politisch wenig korrekte Darstellung einer gegenseitigen Abhängigkeit erregt. Beide Filme aber funktionieren nicht, auf jeden Fall nicht primär, innerhalb der Konventionen des Realismus. Die doppelte Demütigung des Beginns - der aufgezwungene Kuss, das Angespuckt-Werden - schürzt den Knoten für alles weitere. Liebe und Hass, Ekel und Zärtlichkeit sind im Verhältnis von Han-ki und Son-hwa ganz unentwirrbar ineinander gemischt. In einer ihrer ersten gemeinsamen Szenen im Bordell streichelt er sie, während sie schläft, sie erwacht und kotzt ihm auf die Schulter.

Zumeist kommt es jedoch nicht zur direkten Begegnung der beiden: der Spiegel trennt sie und wird zum Symbol der Asymmetrie der Beziehung, nach und nach aber auch der Annäherung. Han-ki, der Voyeur, eilt zur Hilfe, wenn die Kunden gewalttätig werden - und doch vergewaltigt er sie später selbst -, er küsst sie (ohne dass sie es weiß), als sie ihr Gesicht an den Spiegel presst. Er scheint zwischen Schuldbewusstsein und dem Wunsch zur Forsetzung seiner Rache zu schwanken. Was wirklich in ihm vorgeht, erfahren wir nicht: Han-ki, der eine vernarbte Schnittwunde am Hals hat, ist, mit der Ausnahme einer einzigen, mit eunuchenhafter Stimme gesprochenen Dialogzeile am Ende, sprachlos. Und diese Sprachlosigkeit ist ihm wie dem Zuschauer eine Qual, ausdrucksvolles Mittel der Ambivalenz der Figur, deren Motive und Gefühle bis zuletzt rätselhaft bleiben.

Das Milieu Han-kis, in das Son-hwa verschleppt wurde, ist von barbarischen Gewaltausbrüchen geprägt. Mehrfach werden den Charakteren zugespitzte Gegenstände in den Leib gerammt, es gibt Schlägereien und Morde. Andererseits insistiert der Film auf Momenten der Zärtlichkeit. Den Wunsch, das Phantasma der möglichen Aufhebung der Trennung wird hinübergespiegelt auf eine surreale Ebene. Bei einem gemeinsamen Ausflug an den Strand findet Son-hwa Fragmente einer Fotografie im Sand, ein Paar, nur die Köpfe fehlen. Diese Fotografie ist nichts als Wunsch oder Alptraum, Son-hwa klebt die Bilder auf den Spiegel, Kim Ki-duk montiert durch die Wahl der Kameraperspektive ihren und Han-kis Kopf hinein.

Tatsächlich werden die beiden am Ende zueinanderfinden, die Fotografie scheint Wahrheit zu werden. Der Film spielt mehrere Versionen durch, vom Verzicht über die glückliche Beziehung - bis dann zur Zweisamkeit, die die ursprüngliche Struktur perpetuiert. Die beiden fahren mit einem zum Bordell umgebauten Kleinlaster durch die Gegend, Han-ki fungiert weiterhin als Zuhälter. Man sollte freilich dieser Auflösung ebenso misstrauen wie allen eindeutigen Interpretationen der Geschichte. Kim Ki-duk ist ein Regisseur, der stets der tiefen Ambivalenz den Vorzug gibt - und diese vor allem in Bilder von rätselhafter Kraft einzutragen versteht. Es ist nicht schwer, mit den besten moralischen Gründen die Auseinandersetzung mit "Bad Guy" zu verweigern. Wer das tut bringt sich aber um eine Verstörung, die sich lohnt. Kim Ki-duks neuer Film besitzt nicht die Geschlossenheit des Entwurfs, die "The Isle" zum Meisterwerk gemacht hat. Eine Herausforderung ist er allemal.

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