Takashi Miike: Fudoh: The New Generation (Japan 1996)

.

Jump Cut Filmkritik
__________________
Magazin für Film & Kritik:
Rezensionen und News.

Impressum

 
 


.

 

Takashi Miike: Fudoh: The New Generation (Japan 1996)

Kleines Porträt des Regisseurs

Besprochene Filme:

Ichi der Killer

City of Lost Souls

Audition

Schwesterseiten

Auteur.de - Lexikon der Regisseure
Comix-Corner - die Comic-Website
Crime-Corner - die Krimi-Website
Literatur-Corner - die Seite für Literaturkritik
SciFi-Corner - die Science-Fiction- Website

Theater-Corner - die Theater-Seite
.

Archiv

Filmkritik
Filmbuchkritik
Filmklassiker
Alle alten Kritiken in der Übersicht
.

Interaktiv

Forum
Diskutieren Sie über Filme und/oder unsere Kritiken!

Mail
Was immer Ihnen an uns passt oder nicht passt.

.

Takashi Miike: Fudoh: The New Generation (Japan 1996)
Kritik von Ekkehard Knörer


zur Japan-Seite

Erlaubte das ganz auf Äußerlichkeiten fixierte Schaffen Takashi Miikes derart psychologisierende Termini, könnte man sagen, dass am Beginn der Blutspur, die sich durch Fudoh: The New Generation zieht, ein traumatisches Ereignis liegt: der junge Riki Fudho muss mit ansehen, wie sein Vater seinen Bruder tötet, um die Rache des konkurrierenden Yakuza-Clans zu vermeiden. Mehrfach wiederholt Miike diese Szene, den Blick Rikis durch den Türspalt und zeigt jedes Mal mehr, bis zuletzt das Blut bei den mehrfachen Schwerthieben spritzt und der Kopf vom Rumpf getrennt ist. Auf exemplarische Weise hat dieser Blick mit Voyeurismus nichts zu tun, da der Begriff ein Widerlager der Scham, des Verbots, wenn nicht des Tabus impliziert. Davon aber gibt es bei Miike keinen Rest. Zwar ist nicht sofort alles zu sehen, diese Verweigerungen gehorchen jedoch einzig der Logik der Steigerung, von Scheu oder Abscheu ist dabei keine Spur - was natürlich nicht heißt, dass sich gerade an dieser Abwesenheit von Scham nicht eine Abwehr des Betrachters (als Scheu, Abscheu oder auch als Langeweile oder Verdruss) herausbilden kann. In Miikes Bildern aber steckt sie nicht.

Gewiss sind es Extreme, die Miike reizen - hier zum Beispiel eine Fixierung auf das Geschlecht einer Frau, die daran ein Blasrohr ansetzt, mit dem sie tötet: auch hier aber eine Logik der Verblüffung, wenn sich die Frau als Hermaphrodit entpuppt, nur um sofort mit einer anderen Frau, die sich später wiederum als Yakuza-Killerin entpuppen wird, zu schlafen. Die Pointen sind bei Miike stets die Umschläge vom einen ins andere, nie die möglichen Implikationen. Es ist oft, als sei das, was eben noch grell herausgestellt worden ist, im nächsten Moment vergessen. Und gegen das Erinnern wird ein weiterer greller Effekt mobilisiert, der alle vorherigen vergessen macht und so fort. Eine einzige - in diesem Fall gar nicht besonders temporeiche - Flucht nach vorne, der auch Geschichten der geradezu gewaltsamen Erinnerung - und genau das sind Rachegeschichten ihrer Natur nach - einzig dazu dienen, den Blutzoll im Hin und Her der gegenseitigen Vernichtung zu steigern. Zusammengehalten wird das dann durch die grobe Fabel - hier also die Rache Rikis (der Film springt, elegant, muss man sagen, zehn Jahre weiter) an seinem Vater und dem Clan, der ihn zum Mord am Sohn genötigt hat - und, wenn es gut geht, durch eine Serie von Leitmotiven. Blut, Unmengen davon, gehört unbedingt dazu und dies Blut ist sehr vieles auf einmal. Die einzige Äußerungsform von Innerlichkeit, zum Beispiel, Ersatzflüssigkeit für alles Psychologische. Dazu passt der Eintrag des Bruderbluts in den eigenen Körper, den Riki am Totenbett vornimmt: Rache wird durch (fast) ganz unmetaphorische Übertragung vom Körper des Brudes in den eigenen Körper überschrieben, um, vom eigenen dann auf den fremden Körper gerichtet, blutige Tat zu werden. Blut ist aber auch schierer Überfluss, Signifikant des Exzesses, geradezu schiere reizstarke Farbe, dann etwa, wenn es kübelweise aus Körpern spritzt oder aus Autos schwappt.

Blut gehört zum Splatter-Genre und es steht für ein spezifisch groteskes, seine Grenzen durch Schlitzen, Schlagen und Abtrennen lustvoll überschreitendes Verständnis des menschlichen Körpers. Das setzt sich in Fudoh fort in weiteren grotesken Körpern, dem der Hermaphroditin, dem des massigen Kämpfers Aizome und den kleinen Körpern der Killer im Grundschulalter, die mit großer Professionalität Yakuza umnieten. Literal genommen, ist das blanke Gewalt und Lust an der Zerstörung - und wo Miike literale Lektüren nahelegt, gibt es guten Grund, das auch moralisch unappetitlich zu finden. Im ganzen aber gehört es zur gelingenden Lektüre dieser Filme, auch von Fudoh, die artifiziellen Prämissen des Genres zur Kenntnis zu nehmen. Körper sind darin oft genug nicht viel mehr als mit Blut gefüllte Schläuche und/oder Kampfmaschinen, extreme Reduktionen, ja Karikaturen von Körpern, die von Anfang an mit dem lebensweltlichen Leib von unsereins nur den Schein gemein haben. Die Lust, die einem diese Bilder oftmals surrealer Gewalt bereiten, zehren gewiss von infantiler Freude an der Zerstörung - darin aber liegt ein Moment des Komischen viel eher als des Sadistischen. Es ist eine strukturelle Komik, über die man nicht unbedingt lachen muss; an den Freiheitsmomenten des Komischen aber partizipieren Miikes Splatter-Filme in jedem Fall.

zur Jump Cut Startseite

.

Suche


powered by crawl-it
.

Newsletter

Anmelden zum Jump Cut Newsletter mit wöchentlichen News und Updates

Powered by KBX7

.

Jump Cut Partner

DVDs & Videos
Suchbegriffe:



In Partnerschaft mit Amazon.de

.
.

Internet Movie Database


Filmtitel Person
Powered by www.IMDb.com