Wolfgang Becker: Goodbye, Lenin! (D 2003)

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Wolfgang Becker: Goodbye, Lenin! (D 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

 Berlinale-Kritik

Das fatalste Missverständnis in Wolfgang Beckers beinahe katastrophal misslungenem Film "Goodbye, Lenin!" ist von der Art, die einem gar nicht sofort auffällt, weil man den Wald nicht sieht, nur all die Bäume – bis man dann merkt, dass es nur die Bäume gibt, gar keinen Wald. Soll heißen: Die DDR ist hier, von Anfang bis Ende, nichts als eine Sache der Ausstattung, Baum für Baum und Bild für Bild. Akribische Mühe haben alle Beteiligten - vom Wessi-Drehbuchautor bis zum Wessi-Regisseur - auf einen geradezu fetischistischen Umgang mit Marken verwandt, von Spreewald-Gurken bis zur Aktuellen Kamera. Aus der offensichtlichen Angst heraus, etwas könne nicht stimmen, stimmt nun vermutlich (wenn interessiert das aber?) alles im Detail – und doch ist der Effekt der eines umgekehrten Pointillismus. Punkt für Punkt hat man die Wirklichkeit abgemalt, das Gesamtbild, das entsteht, ist jedoch ein einziges lächerliches DDR-Klischee.

Genau darum, ließe sich einwenden, geht es doch. Um die Rekonstruktion eines künstlichen DDR-Reservats, das Alexander Kerner (Daniel Brühl) für seine Mutter (Katrin Saß) einrichtet, um ihr den Schock der Wende zu ersparen. Sie nämlich ist kurz vor Mauerfall nach einem Herzinfarkt ins Koma geraten und erst am Vorabend der Wiedervereinigung daraus erwacht. Schonend soll sie behandelt werden, also tun nun alle so, als sei nichts passiert, die DDR erwacht zu neuem Schein-Leben im Krankenzimmer, dass der Mutter zuhause eingerichtet wird. Diese Drehbuchidee hat beträchtliches Potenzial, sollte man meinen. Die Konstellation könnte zum Gleichnis taugen für ostalgische Sehnsucht, zum Diagnoseinstrument für die Gewalt der Umbrüche, zum Ausgangspunkt für höchst komische Verwicklungen.

Wolfgang Becker aber, ein Regisseur, der bisher nie enttäuscht hat, verschenkt all das an eine halbherzige Komödie mit melancholischer Grundierung und melodramatischen Familienverwicklungen, die außer einem erzählerischen Nebenstrang dem ganzen nichts hinzufügen. Mit der nachholenden Wut dessen, der nur die Zeichen kennt und nicht die Wirklichkeit, setzen Drehbuch und Regie auf höchst oberflächliche Wiedererkennbarkeiten, darin erschöpft sich ein großer Teil des Witzes. Nirgends hat man den Eindruck, dass die Klischeehaftigkeit des DDR-Bilds hier eine bewusste Sache ist, also Reflexion aufs eigene Treiben. Der Film glaubt durchaus an das, was er zeigt, gerade in den im schlechtesten Sinne fantastischen Umkehrungen, die er am Ende vornimmt.

Komik entsteht aus dem Kontakt mit der Wirklichkeit, als deren Überzeichnung zur Wiedererkennbarkeit – oder durch Kontrastmomente, die in der Ausreizung des Unmöglichen die Begrenztheit des Wirklichen vorführen. „Goodbye, Lenin!“ dagegen sucht sein Heil in der Übertreibung von Klischees statt der Übertreibung der Wirklichkeit zum Klischee. Ein feiner Unterschied, mit dem die Komik des ganzen aber steht und fällt – im übrigen auch die Differenz zu Leander Haußmanns sehr viel gelungenerem Film „Sonnenalle“. Die Folge ist: dieser ganze nurmehr virtuell existierende Sozialismus hängt in der Luft, ist Anlass zu Scherzen, die ihn sich zurechtbiegen, wie sie ihn brauchen.

Das Buch denkt immer nur vom Plot her, nie von den Figuren. Wenn ein Experte zur filmischen Wiederherstellung des DDR-Fernsehens gebraucht wird, schreibt man ihn ins Drehbuch: lebendig wird er dadurch nicht. Etwas Liebe braucht es auch - voilà, hier ist die russische Lernschwester Lara (Chulpan Khamatova), in die sich der Held vergucken kann. So geht das ohne Ende und nichts und niemand muss einen hier wirklich interessieren. Es kommt hinzu, dass „Goodbye, Lenin!“ – von einem einzigen Bild abgesehen, dem Titel-Bild, wenn man so will: einer per Hubschrauber abtransportierten riesigen Lenin-Büste mit zum Gruß erhobenem Arm – von enttäuschender inszenatorischer Einfallslosigkeit ist. Ein Fernsehfilm, aber kein guter. Im Wettbewerb der Berlinale leider völlig deplatziert.

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