Filmkritik: Hou Hsiao-hsien: Café Lumière (Japan 2004)

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Ousmane Sembène: Moolaadé (Senegal/F 2004)
Kritik von Ekkehard Knörer

Collé zieht eine Linie, ein buntes Seil vor ihrer Schwelle: Dieses Band schützt die vier Mädchen, die zu ihr kommen, auf der Flucht vor dem Ritual der Genitalbeschneidung. Ihnen auf den Fersen die Beschneiderinnen in rot, furchterregend, aber machtlos. Was sich entwickelt, ist, wenn man so will, ein Polit- und Gerichtsthriller, der um Fragen der Macht, von Sprechakten, von möglichen Revolutionen des Gesetzes kreist. Der Schauplatz ist ein Dorf in Westafrika, dem Ousmane Sembene keinen Namen gibt, der exemplarische Charakter wird umso deutlicher. Machtfragen finden ihre Darstellung in Topografie, in der Verteilung und Aufladung von Räumen, in denen das rechte Wort, die falsche Tat ihren Platz haben, in Handlungen, die als solche symbolisch sind.

Mit dem bunten Seil, dem Ziehen der Linie, die Schutz gibt, unternimmt Collé einen Einschnitt in den homogenen Raum der Tradition. Der Schnitt, die Beschneidung der Frau, sind unbezweifeltes Ritual einer patriarchalischen Gesellschaft, die sich - das macht Sembene klar - an den Ritualen stabilisiert, die Akte und zugleich Symbole der Unmöglichkeit des Zweifels sind. Der Widerstand, Collés Widerstand, ist möglich nur im Rückgriff auf eine gleichfalls heilige Tradition, einen Mythos, der in der Topografie des Ortes doppelt instituiert ist: als Straußenei auf dem Dach der Moschee, als Ameisenhügel, an dem eine Geschichte hängt, die ihn zum mythischen Ort macht. "Moolaadé" heißt Schutz, aufheben kann ihn die Person, die ihn gewährt hat, nur durch ein Wort - das nie gesprochen wird.

Das Machtspiel kann beginnen. Der Schwager Collés - die die zweite von derzeit drei Frauen Cirés ist - stachelt seinen Bruder an, Collé zur Aufhebung der "Moolaadé" zu zwingen. Das Aufhebungswort muss gesprochen, die Ordnung der Tradition wiederhergestellt werden. Drei weitere Figuren markieren zusätzliche Positionen. Ein Ex-Söldner, der als fliegender Händler für das Eindringen der Moderne in die afrikanische Provinz steht, im Guten wie im Bösen. Er führt Kondome und aufklärerisches Gedankengut im Gepäck, kennt aber keine geschäftlichen Skrupel und entschuldigt sich im Zweifelsfall mit der Globalisierung.

Amasatou, Collés Tochter, ist der Präzedenzfall. Collé hat in ihrem Fall schon die Beschneidung verweigert, nun verliert sie ihren Ehemann. Der nämlich ist der Sohn des Dorfoberhaupts, kommt gerade aus Paris, bringt einen Fernseher mit und der Vater verbietet die Heirat mit der nicht Beschnittenen. Die Radios der Frauen werden als Schuldige ausgemacht, eingesammelt, auf einen Haufen geworfen und verbrannt. Es wird nichts helfen, der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Es kommt zur Aushandlung der Machtverhältnisse, Sembene verschärft und vereinfacht den Konflikt in optimistischer Agitprop-Manier zur Geschlechterfrage, die Revolution findet statt, auf dem Dorfplatz, die Niederlage der Männer lässt sich auch durch einen blutigen Racheakt nicht abwenden.

Die Radios verbrennen, schwarzer Qualm steigt gen Himmel. Sembene zeigt das Straußenei. Dann, die letzte Einstellung, die Fernsehantenne, Symbol des Kulturoptimismus.

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