John Greyson, Jack Lewis: Proteus (Südafrika 2003)

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John Greyson, Jack Lewis: Proteus (Südafrika 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

 

"Proteus" erzählt Geschichte als Vorgeschichte. Oder eher: Vorgeschichten, im Plural, denn schon im Titel kommen mehrere Fäden und Motive des Films zusammen. "Proteus" ist der lateinische Name der südafrikanischen Nationalpflanze, die linneische Klassifizierung wird Teil der Narration des Films. Er spielt auf Robben Island, in den Jahren 1725-1735 und stützt sich auf Gerichtsakten, die der Filmemacher Jack Lewis in den Archiven von Kapstadt gefunden hat. Der Prozess, der den Film rahmt, wird einem schwulen Liebespaar gemacht, dem schwarzen Claas Blank (aus dem Stamm der Khoi) und dem holländischen Matrosen Rijkaarts Jakobsz.

Gespiegelt wird die Beziehung der beiden in der Figur des britischen Botanikers auf Linneus' Spuren Virgil Niven, der als Instanz der Klassifikation auftritt und Claas Blank, den zu begehren er nie offen eingesteht, als Hottentotten zwischen Mensch und Affen einordnet. Jedenfalls steht das so im Buch, das Niven mit sich trägt, an dem er, abgrenzend, Namen gebend, aufzeichnend, forschend, Claas Blank als Eingeborenen befragend, weiter schreibt. Niven steht als schwuler Klassifikator freilich selbst zwischen den Fronten, auf höchst prekärem Posten - sein Auftreten im Prozess wird das ebenso schlagend verdeutlichen wie die Tatsache, dass sein eigener Beitrag zur Botanik in der Buchveröffentlichung gelöscht werden wird. Linneus, unter dessen Namen das Buch erscheinen wird, hat die Unterarten der "Proteus"-Pflanze umbenannt. Auch Claas Blank, auf dessen Namen Niven eine der schönsten taufte, ist aus der Klassifikation gestrichen, Blank tritt nur noch auf im Porträt zu Beginn des Buchs als Emblem eines Schwarzen, zum Mythos rückideologisiert.

Es geht also um mehrfache Grenzüberschreitungen: die Liebe zwischen zwei Männern, einer schwarz, einer weiß, die Kreuzung biologischer und sozialer Linien, die allerdings - dies eines der Rätsel, die die historischen Akten aufgeben - zehn Jahre lang im Lager geduldet worden ist. Der Film, ein gemeinsames Projekt des kanadischen Videokünstlers John Greyson und des südafrikanischen Dokumentarspezialisten Jack Lewis, zeichnet geduldig, ohne Sentimentalität und mit schönem Sinn für beiläufige Anachronismen die Geschichte einer Liebe nach, konstelliert sie in eine Umwelt aus als Natur verkleideten ideologischen Kräften und fällt vom Grat zwischen Exemplarischem und Individuellem kaum ein einziges Mal.

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