| Endlich ist es offiziell: Die Rockgruppe Queen gab es schon im
		    Mittelalter, denn bereits zu Beginn des Lanzenstecher-Späßchens
		    Ritter aus Leidenschaft" klopfen hunderter Zuschauer zum fossilen
		    Partyschlager We will rock you" aufs Arenenholz und klatschen in die
		    Hände. Nur: Was damals lustig war, muss es heute nicht zwangsläufig
		    auch sein. 
		    Aber die erste halbe Stunde von Ritter aus Leidenschaft" entpuppt
		    sich als nicht gänzlich gagarm und läßt gelegentlich glauben,
		    die albernen Zucker-Brüder hätten hier ihre Hände mit im Spiel
		    gehabt. Dieser Eindruck verschwindet allerdings, nachdem sich eine kleine
		    Männergruppe gefunden hat, die aus dem blondgelockten Helden William
		    (Heath Ledger), seinen zwei treuen Junkern Roland (Mark Addy) und Wat (Alan
		    Tudyk) und dem nackig die Szenerie betretenden, aber wortwitzigen Dichter
		    Chaucer (Paul Bettany) besteht. Die Humordosis wird gesenkt, und es entsteht
		    etwas, was allgemein als ritterliches Kampfesabenteuer mit Liebesromanze
		    bekannt ist. So braucht dieser Film nicht mal eine originelle Geschichte,
		    und der Payback"-Regisseur Brian Heldeland macht genau das, was eigentlich
		    das Zusammenkleistern üblicher Genreversatzstücke genannt werden
		    kann. 
		     
		    Ein ehrgeiziger Held namens William, der zwar niederen Standes ist,
		    aber weiß, wie er mit seiner Lanze umzugehen hat, zieht ins Land, um
		    erfolgreicher Ritter zu werden. Bei den Tunieren begegnet ihm ein schönes
		    Fräulein Jocelyn (Shannyn Sossamon), das sich in ihn verliebt und ganz
		    besonders schätzt, wie er mit seiner Lanze umgehen kann. Schließlich
		    ist da noch der böse Widersacher Graf Adhemar (Rufus Sewell), der mit
		    den schäbigsten Tricks seit Menschengedenken dem Helden seinen Ruhm
		    und die Liebe des schönen Fräuleins entwenden will und glaubt,
		    dass er mit seiner Lanze viel besser umgehen könne als der Held
		    höchstselbst. Lanzenneid eben. 
		     
		    Um das zu erzählen, braucht Ritter aus Leidenschaft"
		    ungefähr 130 lange Minuten. Es geht hier schließlich nicht nur
		    von Turnier zu Turnier, sondern auch nur im Schritttempo voran, weil alle,
		    ja wirklich alle, Fragen bis zum heldenhaften Ende geklärt werden,
		    Erinnerungen aus der Kindheit verarbeitet und alle Turniere mit zahllosen
		    Kampfsequenzen vom Helden gewonnen werden müssen. Ja, da splittern die
		    Lanzen oft und dutzendweise und die rostfreien Rüstungen verbeulen am
		    laufenden Band. 
		     
		    Das ist zugegebenermaßen schön anzusehen vor den
		    mittelalterlichen Kulissen mit zahllosen Komparsen, die alle in mittelalterlichen
		    Kostümen stecken. Aber Ritter aus Leidenschaft" nimmt den Siegeswillen
		    Williams und seine schmalzig-pathetische Liebesgeschichte zu ernst. Und
		    über allem strahlt letztlich in großen Lettern die Botschaft:
		    Du kannst Deine Sterne neu ordnen, wenn Du nur willst! Du kannst alles erreichen,
		    auch wenn Du nicht adligen Blutes bist. Du musst nur an Dich glauben! Zum
		    Schluss quillt dann noch Queens Pathoshymne aus den Lautsprechern: We are
		    the champions! Na dann, fröhliches Lanzenstechen.
		     
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