Kritik: Stephen Sommers: Van Helsing  (USA 2004)

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Kritik: Stephen Sommers: Van Helsing  (USA 2004)

Van Helsing
(USA 2003)
Regie, Buch & Produktion: Stephen Sommers
Kamera: Allen Daviau, Schnitt: Kelly Matsumoto & Bob Ducsay, Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Hugh Jackman, Kate Beckinsale, Richard Roxburgh, Elena Anaya u. a.
Länge: 131 Minuten
Verleih: UIP
 

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Stephen Sommers: Van Helsing  (USA 2004)
Kritik v
on Miriam-Maleika Höltgen

[Image] 

Engel des Todes

Sein Name: van Helsing, Gabriel van Helsing; unterwegs im Auftrag einer weltweit agierenden Geheimorganisation, dem Bösen die Stirn zu bieten. Er jagt mythische, alptraumhafte Kreaturen in einer Zeit, in der die Welt das Übernatürliche noch selbstverständlich in ihren Alltag einbezieht und erntet für seine heldenhaften Missionen keineswegs den Dank der befreiten Landbevölkerung - man begegnet ihm vielmehr mit höchstem Misstrauen und bezichtigt den schwer bewaffneten Professionisten ob seiner Methoden, ein Mörder zu sein. Der einsame, aus der Gesellschaft Ausgestoßene macht sich - wie es seine Berufung, die ihm selbst unerklärlich bleibt, von ihm verlangt - gleichwohl unbeirrt auf den Weg in ein Land, das auch nach der epochalen Zeitenwende hin zur Aufklärung und dem zu Grunde liegenden Rationalismus noch umfassend der Vergangenheit verhaftet ist ... Seine schwerste Mission führt ihn nach Transsilvanien, wo er auf seinen ärgsten Widersacher, den legendären, unbesiegbaren Vampir Graf Dracula trifft. Dieses Mal tritt er seinen Kampf gegen das Böse nicht allein an: Zur Seite stehen ihm sein getreuer Gefährte Carl, der bislang im "Innendienst" alle Waffen für van Helsing ausgeklügelt hat und darüber hinaus die wunderschöne Anna Valerious, die letzte Überlebende einer einst mächtigen Adelsfamilie, die ihrerseits ihr Leben dem Kampf gegen Dracula verschrieben hat, um einen Bann zu brechen, der nun bereits vierhundert Jahre lang auf ihrer Familie lastet.

Van Helsing, heldenhafter Geisterjäger und meistgesuchtester Mann des Landes in einem, ist eine Mischung aus einem Man in Black und 007. Er jagt und tötet Monster, an die die Menschen gegen Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr recht glauben wollen, verwandeln sich die von ihm Gejagten im Augenblick ihres Todes doch in die Menschen zurück, die sie einst gewesen sind.

Wir begegnen in diesem Film lauter "alten Bekannten", etwa dem Monster Frankensteins, Dr. Jekyll und Mr. Hyde, dem mächtigen Dracula und seinen Helfern und dem Wolfsmenschen, dem Werwolf. Regisseur Stephen Sommers hat sich mit Van Helsing in den Kopf gesetzt, "alle klassischen Monster der Universal-Studios irgendwie aufeinander treffen" zu lassen. Er war gleichermaßen "wild entschlossen, Verbindungen zwischen den Kreaturen herzustellen". Sommers möchte in Van Helsing all jene klassischen Ideen und Erzählstränge miteinander verbinden und gerade hierin liegt das Problem des Films. Sommers hat sich im Kern der Strategie verschrieben, Monster-Biografien zu erschaffen, die sich ihre Menschlichkeit bewahrt haben. Auch Dracula hat einst gelebt und sich als Untoter Züge seines vergangenen Menschseins bewahrt - gepaart mit einer alles überragenden Bösartigkeit. Der Wolfsmensch erscheint uns als die gequälte, von Dracula beherrschte und befehligte Kreatur, die sich in den ersten, noch vollmondfreien Nächten gegen ihr unvermeidlich eintretendes Schicksal aufzulehnen versucht. Und selbst das Frankenstein-Monster, eine ihrem Wesen nach tragische Figur, verteidigt humanistische Werte und ethische Grundsätze, gegen die Anna genauso wie Dracula verstoßen wollen. Es selbst verkörpert und vermittelt die allgegenwärtige Botschaft des Films: der prometheische Wunsch, das Elixier des Lebens zu finden und für jeweils eigene Zwecke einzusetzen. Gerade Draculas zentrales Anliegen ist es, seine Alien-ähnliche Brut dauerhaft zum untoten "Leben" zu erwecken (bereits hier scheint die Vornamensänderung van Helsings ins Spiel zu kommen: Gabriel, der Erzengel, an den man seine Fürbitte für das ungeborene Leben richtet).

Der Kampf der Untoten gegen die Lebendigen, der sich in einem einzigen Satz niederschlägt, wird vom Monster Frankensteins wiederholt ausgestoßen: "Ich will leben!" Diese Aussage trifft für die Menschen zu, die ihr Leben verteidigen wollen und auch für Dracula, der seinerseits die Menschheit unterjochen und seine Herrschaft des Bösen dauerhaft durchsetzen will. Dabei geht es ihm und seinen drei Bräuten auch einzig um die Sicherung des Fortbestands ihrer Art ... Der Widerstreit "Gut gegen Böse" wird dem Zuschauer präsentiert als parallele Systeme, die einander viel mehr ähneln, als auf den ersten Blick angenommen. Gleiches Denken und Handeln findet sich von der technischen Ausstattung (Labor-Labyrinth im geistlichen Orden zur Waffenherstellung/Draculas elektrifizierendes Laboratorium) bis hin zum erwähnten Überlebenswillen. Selbst Dracula und das Frankenstein-Monster weisen verblüffende Parallelen auf - ist Dracula so sehr "Geschöpf" Doktor Gabriel van Helsings wie auch das Frankenstein-Monster erst durch seinen Wissenschaftsvater Baron Doktor Victor Frankenstein erschaffen wurde. Draculas Suche nach anderen, nach Gesellschaft und Liebe ist die Sehnsucht des Frankenstein-Monsters, wie auch Annas wie auch van Helsings ... Und schließlich Draculas Rache ist dieselbe Rache des unzulänglichen Geschöpfes Dr. Frankensteins, die sich gegen die ihm feindlich gesinnte Gesellschaft richtet und hier im Falle Draculas in die Verfolgung und Bestrafung des eigenen Schöpfers Gabriel mündet - Gabriel selbst wird zum Werwolf, dem Wächter Draculas.

Hier entsteht der Verdacht, der Film nimmt zu viele Handlungsstränge auf, um diese dann auch nur befriedigend zu Ende zu bringen. Da Sommers seinen seelenlosen Kreaturen mit aller Kraft Leben einzuhauchen versucht, bleiben gleichzeitig die Charaktere der "guten" Protagonisten auf der Strecke. Sie sind zu glatt, bleiben zu sehr an der Oberfläche, um Menschliches auszustrahlen und den Zuschauer tiefer zu berühren. Anna ist eine toughe Monsterjägerin - ihre plötzlichen Anwandlungen von Zartheit wie das tränenglänzende Auge zum Bekenntnis "Ich war noch nie am Meer" wirken deplatziert - ihre vermeintlich benötigte "sanftere Seite", damit es mit van Helsing funkt, erscheint angedichtet und unglaubwürdig. Die Dialoge dagegen, die im Kern tragisch sind, wirken kitschig wie etwa bei Frankensteins Monster und die Coolness van Helsings und Annas oft lächerlich ... - auch hier hätte sich der Film zu Gunsten plastischerer Charaktere entscheiden müssen. Die Nebenfiguren, Igor und Carl sind es, die dem Film durch ihre sehr eigenen, ausgebauten Wesenszüge etwas "Würze" geben.

Meisterhaft ist die Verbindung der schauspielerischen Fähigkeiten mit der digitalen Technik - die Bilder verschaffen dem Zuschauer ein fantastisches Kinoerlebnis. Leider jedoch auf Kosten der Glaubwürdigkeit der Figuren. Van Helsing kann sich darüber hinaus nicht entscheiden, was er sein will - Komödie, Tragödie, Kostümfilm, Grusel, Action oder doch in erster Linie Science-Fiction - und gewinnt dadurch nicht! Schön und atmosphärisch ist der schwarz-weiße Anfang des Films, der eine Reminiszenz an die Universal-Monsterfilme der 30er und 40er Jahre darstellt. Allerdings kann man sich hier des Verdachts nicht vollends erwehren, dass Van Helsing in diesem Punkt auch durchaus unter dem Aspekt der Public Relation für die bald erscheinende DVD-Box (die einige Dracula-, Frankenstein und Werwolf-Filme enthalten wird) und eine anlaufende TV-Serie gesehen werden kann.

Der Film, der zentral den Dualismus von Lebenden und Toten vermittelt, der beseelt ist von dem Wunsch, Tote(s) zum Leben zu erwecken, bleibt hierbei selbst höchst seelenlos ...

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