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Mission: Impossible 2

USA 2000
Regie: John Woo. Mit Tom Cruise, Dougray Scott, Thandie Newton

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Es ist unmöglich, diese ‚Mission' ernst zu nehmen

Mission: Impossible 2 beginnt genauso wie seine Trailer, man sieht Ethan Hunt (Tom Cruise) dabei zu, wie er seinen Urlaub mit Extremkletterei im Gebirge verbringt. Das soll richtig cool und männlich wirken; allerdings hat bereits Captain Kirk am Anfang von Star Trek V seinen Urlaub so verbracht.

Der Hauptunterschied ist, dass Cruise ein kleines bisschen besser aussieht als William Shatner und auch nicht am Rande des Herzinfarkts zu stehen scheint. Außerdem gelingt es Cruise, sich ohne Hilfe von Mr. Spock aus Bedrängnissen zu befreien. Zweifellos hatte John Woo nicht die Absicht, mit diesem Film (sein Beitrag zur Festigung eines neueren Action-Franchise) an die schwächste Folge der ohnehin schon wenig aufregenden Star-Trek-Filme zu erinnern. Aber Mission Impossible 2 (oder M:I 2, wie es in der Werbung heißt, als handelte es ich um eine neues Auto oder neue Software) ist, auf seine Art, genauso dämlich. Weniger verzeihlich noch: der Film ist auch genauso langweilig.

Diesmal bekommt es Ethan mit einem bösartigen Phamakonzern zu tun, was zunächst mal nicht sehr bedrohlich klingt. Diese Firma hat einen tödlichen Virus geschaffen, den Ethans früherer Kollege Sean (Dougray Scott) gestohlen hat. Was Schurkennamen angeht, ist Sean nicht gerade der erschreckendste. Hätte Jodie Foster unter dem Blick von Sean Lecter gezittert? Hätte Sean Hitler das Sudetenland annektiert? Vielleicht glaubt Sean, er müsse das Namensproblem kompensieren und hat deswegen so großen Spaß am Töten. "Sean hält seine Aufgabe erst dann für erledigt, wenn er eine Menge Hüte auf dem Boden zurücklässt", berichtet Ethan, und das deutet darauf hin, dass er wenig säuberlich vorgeht und vermutlich unter dem Wachpersonal recht unbeliebt ist. Von Herrenausstattern ganz zu schweigen.

Ethan bekommt den Auftrag, sich ein Team zusammenzustellen und das Virus von Sean zurückzuholen. Sie infiltrieren sein Zuhause, indem sie eine wunderschöne Berufsdiebin namens Nyah (Thandie Newton) verpflichten. Sie ist eine alte Flamme von Sean und Ethan kann sie dazu überreden (mit einer Mischung aus Neckerei und schlechtem Fahrstil), ins Bett ihres Ex zu schlüpfen und sich zu prostituieren. Woo präsentiert das als den leichten Komödienteil des Films, vielleicht hat er ein paar mal zu oft Pretty Woman gesehen.

Zugegeben, Ethan hat bei diesem Plan auch so seine Bedenken. "Wir haben einen Schneeball geformt und in die Hölle geworfen. Mal sehen, wie es ihm ergeht.", sagt er. "Hä?", fragt sein Kollege und schaut schnell nach, ob sie aus Versehen bei "Metaphor: Impossible" unterschrieben haben. Robert Townes Dialoge werden in den romantischen Szenen nicht besser. Newton ist normalerweise eine mitreißende Schauspielerin, aber auch sie erreicht ihre Grenzen bei vermeintlich neckischen Dialogen wie: "Macht es Ihnen was, aus, wenn ich oben bin?" und "Die Wäsche mache ich nicht." Das stammt von dem Mann, der Chinatown geschrieben hat?

Alles wäre besser, wenn Nyah Tom Cruise eine runterhauen würde, als er anfängt "Meine Schwester! Meine Tochter! Meine Schwester! Meine Tochter!" zu heulen. Zu allem Überfluss aber zwingt Townes Drehbuch die Darsteller auch noch dazu, die ganze Exposition mindestens zweimal zu wiederholen, als hätten die Produzenten noch am Vorwurf gegen den ersten Film zu knabbern gehabt, der Handlung sei etwas schwer zu folgen und setzten ihren Ehrgeiz darein, dies kein zweites Mal geschehen zu lassen.

Ving Rhames ist wie schon im ersten Teil ein Mitglied von Ethans Team und sein Anblick ist immer erfreulich, wenngleich er hier nicht viel zu tun hat außer darüber zu sprechen, wie teuer sein Outfit ist. Mit dabei ist ein Australier, der so enervierend ist, dass man sich nach dem zurückhaltenden Charme eines Paul Hgan sehnt. Das Team findet sich in einer malerischen Scheune auf einer australischen Farm zusammen, um Nyahs Fortschritte zu überwachen. Neben Satellitenüberwachung fällt auch Schafescheren an.

Gleichfalls aus dem ersten Teil wieder dabei, leider, sind auch die ultra-realistischen Latex-Masken, die die Charaktere benutzen, um sich als der jeweils andere zu verkleiden. MI:2 basiert heftiger auf Verstellung, angenommenen Identitäten und dem Verzicht auf zweifelnde Nachfrage als eine Shakespeare-Komödie. Zugegeben, wenn Tom Cruise sein Gesicht abschält und es kommt der charmante Dougray Scott zum Vorschein, dann hat das was. Als läge unter jedem blassen amerikanischen Actionhelden ein blendender britischer Kerl mit besten Manieren, und als ginge es nur darum, Tom in Verbindung zu bringen mit seinem inneren Dougray. Ethan und Sean tauschen ihre Gesichter mehrmals und intrikate Verwicklungen folgen. Waffen werden abgefeuert, Glas zersplittert, Explosionen jagen unsere Helden durch die Luft. Da es sich um einen Film von John Woo handelt, passiert das alles in Zeitlupe, was den Ballettcharakter des Gemetzels unterstreichen soll, in erster Linie aber viel Gelegenheit gibt zu der Erkenntnis, dass Tom Cruise seine Stunts selbst spielt und wie gestresst er darob aussieht.

Zwischen repetierten Dialogen und Zeitlupe droht der Film zur Mission: Endlos zu werden. Woo lässt wiederum seiner Begeisterung für Vögel in Zeitlupe freien Lauf. Ethans Ankuft in der Höhle des Schurken wird von einer träge die Flügel schwingenden Taube begleitet.

Bevor alles vorbei ist, bekommen wir eine ziemlich ordentliche Motorradverfolgungsjagd und einige nervtötend lange Handgemenge, die ihren Höhepunkt im Zusammenprall von Cruises und Scotts Körper findet, als sich eine Welle am Ufer bricht. Wenn Tom nicht weiterhin die Boulevardzeitungen wegen Spekulationen über seine sexuellen Vorlieben verklagen will, dann sollte er solche Szenen wirklich nicht mehr drehen. Im übrigen erfahren wir noch, dass der Virus, der sonst arg blutige Reaktionen bei seinen Opfern hervorruft, bei reizenden jungen Frauen vor allem zu Symptomen anrührend verlorener Nachdenklichkeit führt.

Die letzte Mission: Impossible war kompliziert und undurchsichtig, aber wenigstens erinnert man sich noch an die großen Action-Sequenzen. Diese hier aber ist einfach nur ungar und schlecht geschrieben, und die häufigen Momente langer Weile führen einen nur zu Fragen wie den folgenden: sieht die zottelige Frisur nicht besser aus als der verrückte Schnitt im letzten Film? Sind die wahnsinnig realistischen Latexmasken von derselben Firma hergestellt, die auch die Stimmensimulation in Scream 3 produzierte? Und wenn ja, heißt die Firma etwa Nothilfe-für-misslungene-Plots-GmbH?

Wie auch immer, man verrät nicht zuviel, wenn man sagt, dass am Ende das Gute über das Böse sieht und dass Ethan und Nyah sich gemeinsam davonmachen, grinsend und schmusend, vermutlich auf dem Weg zu intimen erotischen Spielchen mit dem Vorrat an wahnsinnig glaubwürdigen Latexmasken: "Ok, diesmal bin ich Ving Rhames und du bist Nicole Kidman."

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Mission Impossible 2 (Ltd)<BR></A>Ost, Various
Mission Impossible 2 (Ltd)
Der Soundtrack

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