8/16/2004

Sight & Sound, September 2004

Das Hausmagazin des British Film Institute widmet sich in seiner September-Ausgabe ganz der Filmmusik, wobei vier von der Redaktion gestellte Fragen (im Stile von "In what way does music best enhance film?") und deren Beantwortung durch Filmschaffende (die auch ihre Lieblingsscores preisgeben) einen erheblichen Teil ausmachen. So erklärt etwa Olivier Assayas, dass er die Musik zu Heaven's Gate liebt, denn "[it] embodies everything the movie is reaching for, especially the heartbreaking sense of passing time" und Martin Scorsese bringt seine Bewunderung für Bernard Herrmann zum Ausdruck, der auch in einem knappen Portrait betrachtet wird.
Die Fragen und Antworten sind "in all their unedited glory" (in der Tat länger als in der Print-Ausgabe) übrigens auch online nachzulesen.

Interessanter ist allerdings ein Artikel des Filmmusikschwerpunkts, der leider nicht online verfügbar ist: Richard Dyers Betrachtungen zu Nino Rota, in denen er den langen und schwierigen Werdegang des großen italienischen Komponisten nachzeichnet und versucht, dessen Stärke vor allem in seiner vermeintlich geringen Originalität und erheblichen Zitatverliebtheit zu sehen.

Außerhalb des Schwerpunkts befasst sich das Magazin außerdem ausführlich mit dem Metallica-Film Some Kind of Monster, den Rezensent Nick Roddick ganz in der Geschichte großer Band-Filme wie Godards Sympathy for the Devil oder Gimme Shelter sehen will, wenngleich "not for the politics but for its examination of the creative process".

Des weiteren beschäftigt sich Julian Graffy auf zwei Seiten mit Alexandr Sokurovs Father and Son, in der Intention, sich von den Schlagwörtern, mit denen der Film belegt worden ist ("has been called autobiographical, homoerotic and 'sunny'"), etwas zu entfernen und die dem Film innewohnende Melancholie genauer zu erfühlen. Gleichzeitig verortet er ihn in einem Trend des jüngeren russischen Kinos, der familieninterne Beziehungen wieder stärker in den Blick zu nehmen pflegt. Für Father and Son hält er jedoch fest:

"Of all these stories, Sokurov's is the most daring and existentially fearless. His view of living in the family and in the world seems to involve stoic acceptance of human solitude and mortality combined with an insistence that family love can make our lives more bearable."

Im Rezensionsteil der Zeitschrift wird unter den zahlreichen Besprechungen viel Ehre verliehen: Mark Cousins stellt sich größtenteils hinter Fahrenheit 9/11 ("A great work of editing and patience, it is marred by lapses in rigour. Despite this, [it] ranks as a work of cinema with the best of Santiago Alvarez and Esfir Shub"), Geoffrey Macnab lobt Salles' The Motorcycle Diaries (mit der Kritik geht im Zuge eines Vorausblicks auf das diesjährige Edinburgh Filmfestival auch ein Interview mit dem Regisseur einher) und Kim Newman ist sehr angetan von Hellboy, angeblich "2004's smartest comic-book adaptation", wie es schon auf dem Cover prangt.

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