Manoel de Oliveira: Ich gehe nach Hause (F 2000)

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gehe nach Hause (F 2000)

F 2000

Regie: Manoel de Oliveira

Mit Michel Piccoli, Catherine Deneuve, John Malkovich

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Manoel de Oliveira: Ich gehe nach Hause (F 2000)
Kritik von Ekkehard Knörer

 

Auf der Bühne stirbt im Stück von Ionesco der König, es ist eine Farce nicht ohne Tragik. In der Garderobe wartet eine wirkliche Todesnachricht auf den Darsteller des Königs, Gilbert Valence, seine Frau, sein Sohn und dessen Frau sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. Manoel de Oliveira inszeniert den doppelten Auftritt des Todes, auf und hinter der Bühne, ohne alle Dramatik, beiläufig, mit dem typisch langen Blick seiner Kamera-Einstellungen, der immer einen Moment länger ausharrt als eigentlich nötig scheint, der so Freiraum lässt für die Beobachtungen des Zuschauers, aber auch der Geschichte Luft zum Atmen. Anders als Das Zimmer meines Sohnes, der mit höchster Genauigkeit dem Einbruch des Todes in den Alltag bei der Arbeit zusieht, anders als Unter dem Sand, der die Nicht-Verarbeitung des Traumas in der Verdrängung vorführt, macht Ich gehe nach Hause wenig Aufhebens um das Trauma. Eine Schrifttafel bemerkt nach dieser ersten Szene lapidar: Einige Zeit später.

Seltsam unberührt scheint die neue Ordnung der Familienverhältnisse vom Geschehenen: der Großvater und der zur Waise gewordene Enkel behüten einander nun, das Leben des Schauspielers, seine Bühnenarbeit geht weiter. Er spielt Prospero im Sturm, er streitet sich mit seinem Agenten, der ihm die Rolle eines gealterten Liebhabers in einem Fernsehfilm andrehen will. Zwischen diesen Szenen, die er wie beiläufig erzählt, lässt Oliveira viel Luft für die Bewegung von Valence durch die Straßen von Paris, so viel Luft, dass rasch die Rituale, in die er sein Leben eingefangen hat, sichtbar werden: stets besucht er dasselbe Café, liest stets Libération und wenn er geht, setzt sich immer derselbe Mann an den Tisch und packt seinen Figaro aus. Schalkhaft und ernst zugleich beschreibt Oliveira die winzige Revolution im austarierten Alltagsgefüge, als der Zeitplan einmal nicht stimmt. Es ist, als zitterte kaum spürbar an dieser banalen Stelle die ausgebliebene, die nicht gezeigte Erschütterung nach, die der Tod der engsten Familie hätte auslösen müssen.

Auf den ersten Blick nur grotesk wirkt das nächste Engagement, das Valence annimmt: er soll die Rolle des Buck Mulligan in einer Verfilmung von Joyces Ulysses spielen, John Malkovich gibt mit viel Gusto den amerikanischen Kunstfilm-Regisseur als Karikatur seiner selbst. Mit schrecklicher Perücke, in einem vergeblichen Verjüngungsversuch entstellt, hat Valence seinen vermutlich letzten Auftritt, tapfer hält er einen Moment noch aus auf dem verlorenen Posten - dann aber geht er nach Hause, ein verwirrter, alter Mann. Der letzte Blick, den wir werfen, ist der auf seinen Enkel, der neugierig und irritiert, besorgt und letztlich nicht eindeutig entzifferbar seinem noch immer von Perücke und Bart entstellten Großvater hinterhersieht. Das Ende bleibt offen, Hoffnung und Trost aber hält es nicht bereit.

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