Richard Linklater: Tape (USA 2001)

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Richard Linklater: Tape (USA 2001)

Mit Ethan Hawke, Robert Sean leonard, Uma Thurman

 

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Richard Linklater: Tape (USA 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Tape von Richard Linklater als Import-DVD bei Amazon

Ein Text, ein Raum, drei Darsteller. Unsichtbar, gelenk, geschwind und hin und wieder reißgeschwenkt: die digitale Kamera. Der Film als klassisches Theater: Einheit von Raum, Zeit (die hier als Realzeit auftritt), Handlung, dazwischen kommt nur der gesteuerte Blick. "Tape" könnte ein wunderbares Experiment sein. Am Ende ist es doch nur ein Film von Richard Linklater.

Zu Beginn: Nur Ethan Hawke, der durch ein Motelzimmer hampelt, Bier trinkt, auf etwas wartet. Eine Figur, angelegt mit grobem Strich, und man vermutet eher darstellerisches Unvermögen als gekonnte Darstellung einer Figur, die sich mit grobem Strich selbst inszeniert. Die Künstlichkeit jedenfalls, die aus dem Bemühen um Authentizität spricht, im Spiel, in der Sprache, gibt das Stück vor. Hawke wie Robert Sean Leonard, der bald darauf den Raum betreten wird, demonstrieren ein schauspielerisches Bemühen, das auf einen Echtheits-Effekt angelegt ist, der mit wirklichem Verhalten nichts zu tun hat. Und auch Linklater, der in seinen eigenen Drehbüchern als wenig reflektierter Jäger nach großen Wahrheiten hervorgetreten ist, geht dem Glauben des Stücks, es verhandle das Drama, das es inszeniert, in ganz authentischer Weise, auf den Leim.

Dabei ist alles ein rechter, an ein paar Klischees entlang konstruierter Krampf. Gerade darum gilt, was für Linklaters Filme grundsätzlich gilt: Sie sind ungebrochene ästhetische Dokumente einer von aller intellektuellen Raffinesse freien Ernsthaftigkeit, die früher mal Slackertum hieß und sich heute selbst überlebt hat. Nur dass darin immer schon ihr Wesen lag: Slackertum war nie anderes als überlebte europäische Hermann-Hesse-Haftigkeit in einer gründlich amerikanisierten Fassung. Wie Austin, Linklaters Heimatstadt, die amerikanische Vorstellung einer europäischen Studentenstadt ist, im Herzen von Texas. Wochenlang hat Linklater mit Ethan Hawke und Julie Delpy einst geprobt, in Austin, für "Before Sunrise", den Film, der die Europasehnsucht seines Autors aufs Bildklischee bringt. Natürlich spielt "Before Sunrise" dann auch nur zum Schein in Wien. Es ist ein Wien, das es nicht gibt außer als Sehnsuchtsprojektion eines Amerikamüden, der freilich nichts als die Stereotypen eines kritischen Bewusstseins im Kopf hat, mit denen gar nichts zu erfassen ist: Amerika nicht, Europa nicht und auch nicht ihr gegenseitiges Verhältnis. Authentisch ist die totale Verkennung dieses Sachverhalts. Und authentisch ist die Darstellung von Figuren, die diese Verkennung mit der dazugehörigen Inbrunst vorführen.

Traumatisiert sind Linklaters Figuren von einer Jugend in Amerika, von der sie nicht freikommen. Man könnte auch sagen: die Jugend und das, was sich für die Rebellion gegen das glatte Cheerleader-Leben der Mehrheit hält, ohne mehr zu sein als ziellose Verwirrung, bleiben der Horizont dieser Figuren.Sie finden nicht ins Leben, weil sie den Weg für das Ziel halten. Nur dass dieser Weg gepflastert ist mit kulturkritischen Gemeinplätzen und abgelatschten Träumereien und also der falsche auch ohne Ziel. Im schlimmsten Fall - der mit "Waking Life" eingetreten ist - denken Linklaters Figuren in seinen Worten vor sich hin, wälzen Fragen der menschlichen Existenz, nicht ohne dabei allen Sinn für Analyse, Präzision, Leichtigkeit oder Selbstkritik vermissen zu lassen.

"Tape" ist kein Stück von Linklater, aber man erkennt sofort, was ihn daran reizen musste: Zwei Jungs, Freunde einst, älter geworden, verbeißen sich zehn Jahre danach ins entscheidende Trauma ihrer Highschool-Jahre. Das kann nur eine Frau sein, die erste Freundin des einen, die nie mit ihm schlafen wollte, die eine Affäre mit dem anderen hatte, in deren Verlauf, wie der eine den anderen nun zuzugeben zwingt, dieser sie vergewaltigt hat. Der eine nimmt das Geständnis der Tat auf Band auf - und dann kommt Amy dazu, das Opfer, gespielt von Uma Thurman, die als einzige ohne sichtliche darstellerische Anstrengung auskommt und daher ihrer Figur als einziger das  Rätsel bewahrt. Ein Rätsel allerdings, das im Dramaturgischen beinahe aufgeht - und als Pointe schal bleibt. Uma Thurman rettet, was zu retten ist; im ganzen aber ist der Film, der experimentellen Anlage zum Trotz, nicht mehr als eine ambitionierte Studententheater- Aufführung.

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