Scherpunkt Asien: Fulltime Killer (Johnnie To und Wai Ka-Fai, Hong Kong 2001)

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Fulltime Killer

Regie: Johnnie To und Wai Ka-Fai
 

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Fulltime Killer (Johnnie To und Wai Ka-Fai, Hong Kong 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Seit mehreren Jahren schon ist der Hong-Kong-Film nicht mehr, was er einmal war, nämlich höchst eigenwilliges und formal innovatives Actionkino, das aufregendste der Welt. Die alten Helden, von John Woo bis Tsui Hark, sind nach Hollywood gegangen, haben in der Heimat Lücken gerissen, ohne die Hoffnungen, die man in sie gesetzt hat, so recht zu erfüllen. Hong Kong ist unterdessen im Mittelmaß versunken, mit der einen oder anderen gelegentlichen und einer großen, erstaunlichen Ausnahme: Johnnie To.

To ist ein Veteran, der seinen ersten Film schon 1979 drehte, und in den glanzvollen Jahren Hong-Kongs fiel er nicht weiter auf. Umso verblüffender die Entwicklung, die er seit 1994 nahm. Er gründete die Produktionsgesellschaft Milkyway und dreht seither Jahr für Jahr, meist mit seinem Mitstreiter Wai Ka-Fai, die schönsten Filme, die aus Hong Kong kommen, die bisherigen Höhepunkte: "The Mission" von 1999, die atemberaubende Gangsterballade, mit der er auch im Westen berühmt wurde und "Running Out of Time" aus demselben Jahr, in dem, wie auch in "Fulltime Killer", Andy Lau, in seiner Heimat ein Superstar, die Hauptrolle spielt

In den herausragenden Filmen Johnnie Tos findet sich stets beides. Einerseits der oft sehr selbstreferenzielle Bezug auf die jüngste Geschichte des Hong-Kong-Films, die Perfektionierung und Übersteigerung jener Actionballett-Choreografien, die als reine und kinetische Form des Kinos weltweit ihre Fans gefunden haben. Und andererseits wagt To die ungewöhnlichsten Durchkreuzungen und Hybridisierungen der mittlerweile zu Klischee und Konvention erstarrten Formen. In "The Mission" etwa inszenierte er einen beinahe statischen Shootout, ein Action-Ballett des fast totalen Stillstands.

Auch das jüngste Werk, "Fulltime Killer", ist ein Ausbruch aus dem Genre, das als vielfach ausgebeulte Struktur dennoch zugrunde liegt. Es handelt sich um die, vor allem von John Woo, immer wieder erzählte Geschichte zweier Männer, die Freunde sein könnten und dennoch darauf aus sein müssen, sich zu töten. Hier: der Japaner O, der angesehenste und bestbezahlte Killer im gesamten asiatischen Raum, durch den der Film denn auch, als wäre es ein Bond, in großem Tempo springt, von Singapur nach Macau, von Tokio nach Hong Kong. Die Sprachenverwirrung ist entsprechend babylonisch, es dürfte sich um den ersten Hong-Kong-Film handeln, in dem mehr japanisch als kantonesisch, daneben aber auch jede Menge englisch, gesprochen wird.

Die gewohnten Action-Choreografien gibt es in "Fulltime Killer" in vergleichsweise geringem Maß. Wenn jedoch Tok, der übermütige Herausforderer, tötet, dann macht Johnnie To daraus - und gewiss nicht ohne Ironie - die ganz große Oper, im wörtlichen Sinne. Er unterlegt die triumphalen Massaker mit Ausschnitten aus europäischen Opern, das steigert sich bis zu "Freude schöner Götterfunken" beim letzten dieser Auftritte, der, das versteht sich von selbst, zum Duell der beiden Kontrahenten wird. Zwischen diesen großen Szenen aber gibt es ganz ungewöhnlich viel Charakterentwicklung, dazu eine Liebesgeschichte, bei der eine Frau zwischen den beiden Männern steht. Es gibt das interessante Spiel mit Maskierungen und die notwendige Ergänzung des Duells zum Dreikampf mit dem Polizisten, der jedoch über weite Strecken im Hintergrund bleibt.

Das Erstaunlichste an "Fulltime Killer", der nach einem Bestseller des Autors Edward Pang entstand, ist jedoch sein Ende, das in einer nicht aufgelösten Doppelung offen bleibt. Der Polizist, der nach der wundersam gelungenen Flucht der beiden Killer frustriert seinen Job aufgegeben hat, schreibt nun ihre Geschichte. Was ihm fehlt, ist ein richtiges Ende. Da taucht Chin, die Frau zwischen Tok und O, bei ihm auf, erzählt ihm, was sich nach der Flucht zugetragen hat. Den Ausgang des Duells aber sehen wir doppelt: einmal siegt Tok, einmal O. Was wirklich geschehen ist, erfahren wir nicht, der Film verweigert ironisch den konventionellen, eindeutigen Abschluss. Das ist ein Flirt des Hong-Kong-Action-Kinos mit dem Kunstfilm, wie man ihn so noch nicht gesehen hat. Die Puristen wird das vielleicht nicht freuen, für alle anderen erweist sich Johnnie To mit "Fulltime Killer" ein weiteres Mal als der im Moment aufregendste Regisseur Hong Kongs.

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