5/29/2004

Kino im Freitag

Aus Ankara berichtet Silvia Hallensleben vom Frauen-Filmfestival (englischer Titel: "Flying Broom International Women´s Film Festival") - das immerhin das zweitgrößte Filmereignis der Türkei ist. Hallensleben berichtet über Ursprung und Infrastruktur des Festivals, über die Lage Ankaras im Vergleich zur Hauptstadt, über Catherine Breillats "L'Anatomie de l'enfer" (unsere Kritik), der, anders als vielleicht erwartet, überhaupt keinen Skandal machte, und resümiert:

Die aufsässigen frechen Weiber der Vergangenheit sind auf der Leinwand gegenüber den etwa unter Kinderlosigkeit leidenden deutlich in der Minderheit. Und die schönsten und freiesten Filme der Regisseurinnen waren vielleicht nicht zufällig diejenigen, die sich wie Devers´ Les marins perdus die Beobachtung von Männern zum Thema machen.

Marcus Rothe lässt das Festival von Cannes Revue passieren - er lobt und tadelt die üblichen Verdächtigen - und hat ausgerechnet bei Jean-Luc Godards "Notre Musique" das zarteste Glück entdeckt:

Eine junge Frau findet den (inneren) Frieden an einem überirdisch schönen See, der von amerikanischen Marines bewacht wird. Das zerbrechliche und bedrohte Glück: in Cannes kam ihm ausgerechnet der ewige Misanthrop Godard am nächsten. Ein Hoffnungsschimmer.

Bernd Sobolla bespricht Stanislaw Muchas "Die Mitte":

In diesem Sinne ist Stanislaw Mucha eine absurde gesellschaftliche Bestandsaufnahme zu Beginn des 21. Jahrhunderts gelungen. Sie handelt hauptsächlich von Menschen am Rande der Existenz, die, so scheint es, losgelöst von Raum und Zeit in der unendlichen Mitte Europas leben.

In seiner Medienkolumne kommentiert Klaus Kreimeier die jüngsten Kriegsbilder und stellt auch eine Dokumentation über den Aufstand im Warschauer Getto vor:

Michael Grambergs Dokumentation Zwischen allen Fronten ist ein Kriegsfilm, der manchen amerikanischen Blockbuster dieses Genres als Sandkastenspiel erscheinen lässt. Das Material stammt von Kameraleuten der Heimatarmee, die mit ihrem schweren Aufnahmegerät, aus Schießscharten oder Kellerlöchern, im Feuerschutz der Aufständischen oder ohne jegliche Deckung ihre Bilder drehten.

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