Jacques Tati: Mon Oncle (F/I 1958)

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Jacques Tati: Mon Oncle (F/I 1958)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Emblematisch: Eine abgebrochene Wand, Bauschutt, einmal wird M. Hulot einen Ziegel wieder an seinen Platz legen, als gäbe es den noch, den rechten Platz. Dahinter, hinter der Wand, die abgebrochen ist und keines Hauses mehr Teil, die Straße und Wohnblöcke, eckig, modern, grau-blau. Das steht in "Mon Oncle" gegeneinander wie ein Prinzip gegen das andere: das moderne Frankreich und das alte. Erdtöne, Natur, das krumme Haus, der Vogel, der zwitschert, wenn das Licht auf ihn fällt. Der Fisch, im Garten des Schwagers, in dem das Krumme des Weges nur eine Idee von mangelnder Funktionalität ist (und fehl am Platz wie alles hier, selbst beim Schein der vollendeten Funktionalität), der Fisch speit seinen Wasserstrahl in die Höhe nur als Reaktion auf die mechanische Bewegung des Schalters.

M. Hulot ist auf den ersten Blick Verkörperung und Inbegriff des Prinzips der Anti-Moderne, das Tati in Erdtonfarben ausmalt (von der Musik zu schweigen, die aller Subtilität abhold bleibt). Als das, was er ist, passt Hulot nicht ins Funktionale, er kann dort nur auftreten als anarchischer Zerstörer, meist ganz ohne Absicht: Blasen im Schlauch, ein Loch in der Wasserzuleitung, Hauswandbewuchskorrektur. Das scheint die der Komödie als ihre Kehrseite zugehörige Tragödie: der aus seinem Habitat in die Moderne und in kapitalistisches Effizienzdenken verpflanzte Mann. Dem Gegensatz ist eine historische Richtung eingetragen: es geht zuende mit dem Alten, der Abbruch des Hauses neben der schon abgebrochenen Wand sagt es nur zu deutlich. Für Hulot, der nach Nordafrika muss, ist kein Platz mehr, nicht weniger als seinen Tod erleben wir am Ende, ein Verschwinden. Der Neffe, der auf seiner Seite stand, ist mit dem Vater versöhnt, der freilich ein erstes Mal zum Schabernack aufgelegt ist.

So hat "Mon Oncle" seine überdeutlichen Seiten (im übrigen ist auch die wie immer überaus sorgfältig komponierte Tonspur in ihren Klischees beinahe dazu zu rechnen). In den Pointen aber neigt Tati sehr viel mehr als in den "Ferien des M. Hulot" zum Beiläufigen, zur dramatischen Ironie. Nicht einmal mehr in der Pointe begegnen sich die beiden Prinzipien wirklich: Hulot wird oft nicht einmal ertappt; oder wo er ertappt wird, ist er unschuldig. Ganz für den Blick des Zuschauers dagegen: der Fisch unter dem Tisch und der Hund unter dem Tisch, ein Blick, der im Nichts, das geschieht, die eigene Pointe beinahe völlig unterläuft. Hulot, als unschuldige Verkörperung des Alten, ist sich seines Gegensatzes zum Neuen kaum bewusst: er merkt nur, dass es im Verhältnis zum Modernen zwickt und zwackt, als wäre es ein gar nicht passender Mantel.

Und damit rettet Tati seinen Film: Der Gegensatz behält in Hulot einen Unschärfebereich. Hulot ist keine These mit Hut und Pfeife. Er ist immer auch der blanke, zur Verbalisierung nicht fähige Eigensinn, ein schieres, wenngleich unschuldiges Gegenprinzip zu allem Funktionieren. Den Ort, an den er gehörte, gibt es im Grunde nicht. Auch das krumme Haus, das alte Viertel sind nur Plätze, an denen er unterkommt, ohne groß aufzufallen. Das ist nicht die Tragödie der Modernisierung, der sei es noch so unterspielte Pointen gegen die Moderne abzugewinnen sind. In der komischen Figur des M. Hulot steckt vielmehr eine existenzielle Tragödie: und die kann nur mit dem Verschwinden, mit dem Tod Hulots enden, der sich natürlich zum Flughafen führen lässt wie das Lamm zur Schlachtbank.

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