Filmwochenende Rotterdam 2002

.

Jump Cut Filmkritik
__________________
Magazin für Film & Kritik:
Rezensionen und News.

Impressum


Videos bei Amazon
Videos & DVDs bei Amazon

.

Filmwochenende Rotterdam 2002

 

Schwesterseiten

Auteur.de - Lexikon der Regisseure
Comix-Corner - die Comic-Website
Crime-Corner - die Krimi-Website
Literatur-Corner - die Seite für Literaturkritik
SciFi-Corner - die Science-Fiction- Website

Theater-Corner - die Theater-Seite
.

Archiv

Filmkritik
Filmbuchkritik
Filmklassiker
Alle alten Kritiken in der Übersicht
.

Interaktiv

Forum
Diskutieren Sie über Filme und/oder unsere Kritiken!

Mail
Was immer Ihnen an uns passt oder nicht passt.

...
.

31st International Film Festival Rotterdam 2002
 
Bericht von Sebastian Selig

 

Trouble Everyday
 
 Startseite1. und 2. Tag - 3. und 4. Tag - 5. und 6. Tag - 7. und 8. Tag

Tag 7:

What´s Up, Fatlip (USA 2001 / Regie: Spike Jonze)

Lustige Interview-Doku über den Rapper Fatlip (ein ehemaliges Mitglied von „The Pharcyde“), die entstand, als Jonze für den Rapper einen Clip drehte, in welchem Fatlip verschiedene, sein Image unterlaufende Charaktere zum Besten gab. Jonze und Fatlip schaukelten sich dabei gegenseitig derart hoch, dass am Ende gut 11 Stunden Material zusammenkamen, die von Jonze dann zu diesem rund 30 minütigen Feature zusammengeschnitten wurden.

Paperboys (USA 2000 / Regie: Mike Mills)

Mills dürfte derzeit der wohl gründlichste Chronist der amerikanischen Suburbidylle sein. In seinem rührenden Clip zu dem Air-Song All I need, der bereits den gleichen dokumentarischen und doch stilisierten Ansatz verfolgt wie PAPERBOYS, gehört sicherlich zu den interessantesten Music Videos der vergangenen Jahre. In PAPERBOYS porträtiert er nun eine Gruppe von Jungs, die sich ihr Taschengeld mit dem Ausfahren von Zeitungen verdienen. Besonders interessant daran ist wie Mills den Jungs scheinbar unkommentiert Raum gibt ihre Welt zu erklären, auf der Bildebene gleichzeitig aber in wunderbar unaufdringliche Weise einen regelrechten Kosmos detailverliebter Stilisierung betreibt, der an die besten Arbeiten des Malers Edward Hopper erinnert.

Bully (USA 2001 / Regie: Larry Clark)

Von all den grenzüberschreitenden in Rotterdam gezeigten Filmen stellt Clarks neueste Arbeit über verlorene amerikanische Kids seine Tabubrüche am selbstbewusstesten, aber dabei auch am aufgesetztesten zur Schau. Hier wird kein Auto bestiegen, ohne dass eine Flasche Hochprozentiges die Runde macht, der Joint am Armaturenbrett ausgedrückt und dabei mindestens zwei Acid-Trips eingeworfen werden. Dennoch entwickelte diese Geschichte um ein paar Freunde, die beschließen, einen aus ihrer Reihe, der die anderen mit seinem unkontrollierten Sadismus quält, auf grausame Art und Weise zu töten, einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann und der einem beinahe noch näher geht als der dieser Arbeit vorangegangene KIDS. Mehr noch als der einige Tage zuvor gezeigten FAT GIRL von Catherine Breillat nimmt Clark seine jungen Figuren sehr ernst und verlangt seinen Darstellern dabei einiges ab, ohne sie jedoch vorzuführen.

Clark selbst taucht kurz als Vater einer der Jungs auf (mal wieder großartig: Leo Fitzpatrik aus KIDS) und beeindruckt mit böser funkelnder Ausstrahlung, die deutlich macht, wie es ihm gelingt, Filme wie diesen aus dem Boden zu stemmen.

Tag 8:

Trouble Everyday (Frankreich 2001 / Claire Denis)

Der „Skandalfilm“ der vergangenen Filmfestspiele in Cannes entpuppte sich leider als größte Enttäuschung dieses Festivals. Denis unfreiwillig komisches Kannibalendrama gehört zu den Beispielen europäischen „Kunstkinos“, die einen dazu verleiten können, diesem Genre endgültig abzuschwören. Es mag die Absicht Claire Denis gewesen sein, durch sperrige Erzählweise das sowieso schon permanent bedeutungsschwanger wabernde Pathos dieses Rührstücks noch zu verstärken. Dumm nur, dass dadurch immer alles nur behauptet wirkt und Figuren zu lächerlichen Schablonen halbangedachter Ideen degradiert werden.

Der ansonsten hoch geschätzte Vincent Gallo darf einen amerikanischen Wissenschaftler mimen (was, gelinde gesagt, an und für sich schon etwas unglaubwürdig erscheint), der auf der Hochzeitsreise nach Paris (wunderbar verwackelte Panoramaschwenks über das Seineufer inklusive) versucht, seines sich in theatralischen Blutträumen Raum verschaffenden Kannibalismus Herr zu werden. Dabei stößt er auf die ansonsten nicht minder großartige Béatrice Dalle, die bereits hin und wieder mal einen LKW-Fahrer leichtbekleidet von der Autobahn lotst, um ihn im Scheinwerferlicht der vorbeihuschenden Fahrzeuge in Stücke zu reißen.

Dann gibt es da noch ein Zimmermädchen, das irgendwie keinen Bock aufs Bettenmachen zu haben scheint und verträumt auf einen, mit der Mona Lisa bestickten Schal starrt. Vielleicht träumt sie ja davon, einmal den Louvre zu besuchen?

Erfrischend komisch die Szene, in der Vincent Gallo mit einem kleinen Hundepuppy unter der speckigen Lederjacke in der Metro eine ältere Geschäftsfrau begrapscht, was eine ihm dabei in die Augen sehende Kunststudentin derart ansext, dass sie beinahe kommt. Oder erst die Episode mit den beiden jugendlichen Einbrechern, die offenbar vom Geruch der von ihrem Mann eingesperrten Béatrice Dalle trotz lautem Fensterladengerüttel einen entsprechend verhängnisvollen Einstig in die Wohnung wagen. Auch klasse, wenn Dalle unter ihrem Bett mal schnell eine Stichsäge hervorholt um sich aus ihrem Gefängnis zu befreien. Die wird sie wohl unter ihrem dünnen Seidenhemd reingeschmuggelt haben („Schatz, Deine Brüste sehen heute aber komisch aus?“, „Ach das ist nur mein neuer Push-Up...“).

Wer nur wegen der Gewalt gekommen ist, wird dann auch in zwei Szenen auf das Theatralischste bedient. Selten sah man Zuschauer so schnellen Schrittes den Saal verlassen.

Jump-Cut-Kritik von Beau Travail

 Startseite1. und 2. Tag - 3. und 4. Tag - 5. und 6. Tag - 7. und 8. Tag

zur Jump Cut Startseite

.

Suche


powered by crawl-it
.

Newsletter

Anmelden zum Jump Cut Newsletter mit wöchentlichen News und Updates

Powered by KBX7

.

Jump Cut Partner

DVDs & Videos
Suchbegriffe:



In Partnerschaft mit Amazon.de

 .

Internet Movie Database


Filmtitel Person
Powered by www.IMDb.com