Richard Linklater: Before Sunset (USA 2003)

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Richard Linklater: Before Sunset (USA 2003)

Kritik zu: Tape (Richard Linklater 2002)

 

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Richard Linklater: Before Sunset (USA 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

  

Richard Linklater ist ein texanischer Auteur. Er ist ein Epigone, aber ein höchst eigensinniger. Mit "Slacker" hat er Anfanger der Neunziger auf den Spuren der "Nouvelle Vague" das Filmen auf eigene Faust neu erfunden, er war damit – in Europa war das nicht so sichtbar wie in den USA – für den amerikanischen Independent-Film der 90er nicht weniger wichtig als Steven Soderbergh, auf dessen Konto diese keineswegs weltbewegende Revolution häufger gebucht wird. Mit „Before Sunrise“ (1995) hat Linklater dann auch in Europa so etwas wie den Durchbruch geschafft, die Berlinale-Jury war charmiert, es gab damals, 1995 den Silbernen Bären. Danach kam dies und das, viel Lob für „Waking Life“, zuletzt das schwache No-Budget-ein-ganzer- Film-in-einem-Hotelzimmer-Experiment „Tape“ (mit Ethan Hawke in einer der drei Rollen und in Deutschland nicht zu sehen) und die Auftragsarbeit „School of Rock“ – die gerade in den deutschen Kinos läuft.

Und nun hat Linklater die späte Fortsetzung zu „Before Sunrise“ gedreht, mit dem nun endgültig an Gerhart Hauptmann gemahnenden Titel „Before Sunset“. Dieselben Figuren, dieselben Darsteller, als Schauplatz jedoch nicht Wien, sondern Paris. Zweifel durften erlaubt sein, Ethan Hawke hat es in der Pressekonferenz selbst gesagt: Wäre der neue daneben gegangen, man hätte den alten Film gleich mitruiniert. Und es war zu befürchten, denn Linklaters große Schwäche war in „Waking Life“ sichtbarer denn je gewesen: das Drehbuch. Linklater ist ein Autor, der zum philosophischen Geschwafel neigt, über Gott und die Welt. Rohmer, die texanische Variante, ohne die Bösartigkeit, die strukturelle Strenge, die Subtilität des Vorbilds. Ein Regisseur, den man für seinen Eigensinn und für seine Experimentierlust noch immer mögen musste, nur zu ertragen war er nicht mehr.

Wie durch ein Wunder aber ist in „Before Sunset“ alles wieder gut. Das von der versammelten Presse überaus freundlich beklatschte Werk ist mindestens so nett wie der Vorgänger, und wer den nicht mochte, wird auch den neuen Film mutmaßlich nicht mögen. Wichtiger aber: Das gilt auch umgekehrt. Wiederum werden große Fragen verhandelt, Liebesdinge in erster Linie, aber es mangelt nicht an ironischer Brechung im rechten Moment und vor allem mangelt es nicht – wie in „Waking Life“ - an der Erdung des Geredes in der Bindung an die beiden Charaktere. Die Prämisse des Sequels ist so einfach wie zwingend: Jesse (Ethan Hawke) hat ein Buch geschrieben, über seine Nacht mit Celine, bei der letzten Lesung in Paris steht sie plötzlich da.

Sie kommen ins Gespräch, haben nur eine kurze Frist, sein Flugzeug wartet, sie gehen durch die Straßen von Paris. Sie reden über die Nacht, über sein Buch, über das Ende, das er offen lässt, das auch beim ersten Film offen blieb: Haben Sie sich wieder getroffen, sechs Monate später, eine Frage, die die Zuschauer des ersten Films schon immer mitten entzwei geteilt hat in Romantiker und Realisten. „Before Sunset“ findet eine salomonische Lösung (er war da, sie nicht, aber wie und warum, das darf natürlich nicht verraten werden) und vor allem nimmt der Film den Faden da wieder auf, wo er abgerissen war. Die beiden sind die, die sie waren und sie sind es nicht. Im glaubwürdigen Umspielen dieses Selbstverhältnisses liegt eine der ganz großen Stärken des Films, – und dass es für den Betrachter ebenfalls neun Jahre her ist, das macht das wahrhaft Bezwingende dieses Fortsetzungs-Experiments aus.

Und das Buch ist gut, geschrieben, in Emails von Koninent zu Kontinent, von Linklater wie seinen Hauptdarstellern gemeinsam. Delpy wie Hawke bringen ein weiteres Mal das große Kunststück fertig, dem Spiel den Schein der Natürlichkeit zu geben. Die Zeit vergeht wie im Flug, die Stadt tut, wie schon damals, wenig zur Sache, und von Minute zu Minute ist man mehr gespannt auf den Ausgang. Der selbstverständlich auch nicht verraten wird, nur soviel: Sehr schön ist das Ende, sehr charmant. Und überhaupt, um einen Schweizer Kollegen auf dem Weg aus dem Berlinale-Palast zu zitieren: „S'isch e wundrbare Film“.

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