Sunday, January 07, 2007

Adolfo Bioy Casares: Abenteuer eines Fotografen in La Plata

Ein Mann kommt in eine Stadt. Die Stadt ist La Plata, der Mann heißt Nicolás Almanza und ist Fotograf. Darum heißt der Roman "Die Abenteuer des Fotografen in La Plata." Aber erlebt er überhaupt Abenteuer? Er begegnet verschiedenen Menschen. Gleich zu Beginn trifft er auf eine Familie, er tritt um eine Ecke und wird gegrüßt. Ähnliches ist ihm zuvor passiert, jetzt passiert es wieder. Fremde grüßen ihn, er lässt sich ein mit ihnen. Ein sozialer Halt, auf nichts gebaut, von großer Unberechenbarkeit und Instabilität, und bis zuletzt wird ihm nicht zu trauen sein. Es grüßt ihn ein Mann, er heißt Don Juan und hat zwei Töchter. Die eine, Griselda, ist verheiratet, die andere, Julia, nicht. Später wird Nicolás mit Griselda schlafen, dann auch mit Julia. Don Juan, sagt Nicolás Freund Lucio Mascardi, ist der Satan. Mascardi ist bei der Polizei und er scheint Nicolás zu verfolgen. Der weiß nicht, was hier gespielt wird, und auch wir wissen es nicht. Keineswegs etablieren sich im Umgang die Verhältnisse. Weitere Figuren, kaum minder dubios, treten in Erscheinung und lassen sich, einmal in Erscheinung getreten, nicht mehr aus Nicolás Leben vertreiben. Die Tochter des Fotografen, dessen Dunkelkammer er benutzt. Die Pensionsbesitzerin, die keinen Frauenbesuch gestattet. Eine kleine Clique leicht revolutionär gesinnter Bohemiens. Nicolás Almanza fotografiert, denn das ist sein Auftrag, er fotografiert die Straßen, die Kathedrale von La Plata. Manchmal ruft er sich die Straßen der Stadt vor Augen, um sich zu vergewissern, dass er sie noch kennt. Dass er einer ist, der sich auskennt. Der weiß, welche Wege er gehen muss. Es hilft aber nicht. Der Umgang mit der Familie stabilisiert nicht den sozialen Zusammenhang. Die Wege durch die Stadt, die vielen Fotografien, arrondieren die Stadt onotologisch keineswegs. Ganz im Gegenteil. Nicolás Almanza verliert sich, er scheint im Traum, der vielleicht keiner ist, in einer anderen Stadt zu sein, in der, aus der er kommt, Las Flores. Bei einem Bestattungsunternehmer, dessen kleine Tochter auch Bilder knipst, wird er von einem Mann mit einer Spritze attackiert. Er stößt sich den Kopf an einem Sarg. Er weiß nicht, ob das, was er erlebt, wirklich ist oder geträumt. Ob Don Juan der Satan ist oder nur ein alter Mann. Dann trifft, womöglich tatsächlich, das Geld ein. Er bekommt einen neuen Auftrag. Er verlässt die Stadt. Das sind die Abenteuer eines Fotografen in La Plata.

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