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Raus aus Amal

Schweden/Dänemark 1998
Regie: Lukas Moodysson

Mit Alexandra Dahlström (Elin), Rebecca Liljeberg (Agnes), Erica Carlson (Jessica)

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Raus aus Amal

Raus aus Amal

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Eine Kritik von Stefanie Diekmann

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....... Amal ist alles andere als ein aufregender Ort, aber das ist nicht das Problem; es ist auch nicht das, was Probleme macht, jedenfalls nicht an erster Stelle. In Amal zu wohnen ist kein Spaß, aber es ist nicht gesagt, daß man auch nur ein Problem weniger hätte (oder mehr Spaß), wenn man nicht dort wohnte, das bildet man sich nur ein. So, wie man sich überhaupt viel einbildet in Zeiten, in denen man auf die Frage nach seinen Berufswünschen noch 'Schriftstellerin' antwortet, oder, sofern man etwas anderes als Schriftstellerin werden will, 'Model', um nach kurzem Zögern hinzuzufügen '...oder Psychologin'. Model, Psychologin oder Schriftstellerin; Rennfahrer, Tierarzt oder Filmstar; Pilot, Kinderärztin oder Musiker. Es gibt Ideen, die halten sich eine Weile, nicht zuletzt, weil langsam klar wird, dass unter Umständen nichts aus ihnen werden könnte. Die Entwicklungsstufe, auf der sich solche langsamen Bewusstwerdungen vollziehen, dehnt sich gegen unendlich, man nennt sie Adoleszenz, und Amal ist sozusagen das, was dann noch dazukommt.
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Elin ist vierzehn, Agnes ist sechzehn, Elins Schwester ist siebzehn, die Jungs etwas älter, also siebzehn oder achtzehn, nur dass Agnes sich nicht für Jungs interessiert. Agnes interessiert sich für Elin und befindet sich in genau dem Alter, in dem man bedingungslos lieben kann, ohne im geringsten ermutigt oder auch nur wahrgenommen zu werden. ('Wer is'n das?' fragt Elin ihre Schwester, als die ihr in der Schulkantine von Agnes' Geburtstagsparty erzählt. ) Ein unglücklicher Zustand, wenn auch nicht ganz so unglücklich, wie man annehmen möchte, denn im Gegensatz zu allen anderen weiß Agnes wenigstens, warum sie leidet. Richtig elend wird er erst, als Elin mit ihrer Schwester unerwartet auf Agnes' ganz und gar gefloppter Party aufkreuzt, um aus reiner Langeweile ein bisschen Arschloch zu spielen; sie tut das einigermaßen überzeugend. Danach sitzt Agnes in ihrem zimmer und säbelt an ihrer Pulsader herum und wenn Elin nicht zurückkäme, um zu sagen, wie sehr sie sich schämt und wie leid ihr alles tut, dann würde Agnes (und die Filmzuschauer mit ihr) vielleicht nie erfahren, dass Elin eigentlich sehr liebenswert ist. Dass sie manchmal nicht so liebenswert ist, sagt Elin, liegt vor allem an Amal.
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Amal: die Wohnung; das Mehrfamilienhaus; der Spielplatz, wo man auf der Schaukel hockt und raucht; der Kiosk, an dem man sich abends trifft; das Eishockeystadion mit der Eishockeymannschaft und der Tribüne für die Freundinnen, die beim Training zusehen; die Schule. Die Schule von Amal (Klassenzimmer, Kantine, Mädchenklo, Schließschränke) sieht irgendwie aus wie eine amerikanische Highschool, ebenso wie die meisten Bestandteile des kleinen plots: Gruppenzwang und Außenseiterschicksale, Paarbildungen, Sex, Klatsch, Intrigen, Telefonate, Partys etc., längst aus 1001 Highschool-Filmen bekannt sind. Die Liebesgeschichte ist unvertrauter und im Grunde beginnt sie erst dort stattfzufinden, wo der Film aufhört. Vorher steht Elin mit Agnes eine halbe Nacht auf der Brücke über der Schnellstraße und versucht, ein Auto anzuhalten, das nach Stockholm fährt und sie aus der Topographie von Wohnung, Schule, Spielplatz, Stadion, Kiosk, etc. entführt. Aber weil Fucking Amal (so der Originaltitel) nun einmal nicht Raus aus Amal heißt, werden Elin und Agnes die Stadt, in der sie wohnen, auf andere Weise hinter sich lassen: unspektakulärer, aber deshalb nicht weniger heroisch, denn dass Amal nur ein Teil des Problems ist, bedeutet noch lange nicht, dass man ohne weiters mit Amal fertig werden kann.
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So urteilt die Presse:
Filmdienst


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