5/27/2004

FAZ: Kinotag

Bert Rebhandl stellt Emile de Antonio vor, den amerikanischen Dokumentarfilmer, der mit seinen hoch politischen Werken als Vorbild des Polit-Agitators Michael Moore angesehen werden kann (vgl. unsere Notiz vom 24.5.). Rebhandl porträtiert ihn so:

Emile de Antonio (1919 bis 1989), ein Sohn europäischer Immigranten, war für die Rolle des Agitators nicht prädestiniert. Er gehörte der New Yorker Bohème der späten fünfziger Jahre an, verlieh den berühmten Beatnik-Film "Pull my Daisy" und stand mit Andy Warhol und Leo Castelli auf vertrautem Fuß (der Film "Painters Painting" von 1972 zieht eine Bilanz dieser Ära). Ein Rest von Pop-art steckt noch im Ansatz des Filmemachers de Antonio: Er geht vom Sichtbaren aus, von der Seite der Macht, die der Öffentlichkeit zugewandt ist. Er ist kein investigativer Reporter, der Geheimnisse aufdecken will, sondern ein Produzent von Bedeutungsebenen, die vor seiner Bearbeitung nur latent sind.

Frankreich-Korrespondent Jürg Altwegg berichtet, dass jetzt wieder gesungen wird im Nachbarland - und Schuld ist nur ein Film:

Mehr als fünf Millionen Zuschauer haben Christophe Barratiers Schulchorkomödie "Les Choristes" gesehen. Das Buch zum Film ist ein Bestseller, die CD mit der Musik steht an der Spitze der Hitparade. Der Erfolg ist so unerwartet und gewaltig, daß er als gesellschaftliches Phänomen gedeutet wird.

New-York-Korrespondent Jordan Mejias (ach, so ein Korrespondenten-Netz hat schon seine Vorzüge) schickt Nachrichten vom Tribeca-Festival:

Das Angebot besteht aus einer ziemlich unbekümmerten Mischung von kommerzieller Hollywood-Ware, oft skurrilen Produktionen im Low-Budget-Bereich und Dokumentarfilmen.

Etwas näher vorgestellt werden: Der Dokumentarfilm "Delamu" von Tian Zhuangzhuang, der die Anwohner der Tee-Pferd-Straße vorstellt. John Furses Geiseldrama "Blind Flight". Preise gab's auch, als bester Spielfilm und mit dem Nachwuchspreis fürs beste Regiedebüt wurde der Chinese Liu Fen Dou für "The Green Hat" ausgezeichnet.

Michael Althen, bekennender DVD-Abhängiger (vgl. die jüngste Ausgabe der Zeitschrift "steadycam"), verweist im Nachruf auf Tony Randall auf viele schöne DVD-Ausgaben, auf denen man den Schauspieler für immer und ewig bewundern kann. Mit Nachdruck empfiehlt er den Audiokommentar des insgesamt leider ein wenig untergangenen, aber ganz entzückenden letzten Films mit Randall: "Down With Love", eine Hommage an die Doris-Day-Ära des amerikanischen Kinos.

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