5/27/2004

ZEIT-Kino

Katja Nicodemus resümiert Cannes und Sie können sich ja schon denken, was wir da jetzt zitieren:

Man überlässt sich dem hypnotischen Sog einer Tonspur, die jedes Ästeknacken, jedes Käferkrabbeln und Vogelgurren registriert. Man spiegelt sich im Auge einer riesigen Wildkatze und starrt gebannt auf einen von Glühwürmchen illuminierten Baum, der im pulsierenden Licht der Insekten zu atmen scheint. In einem Film wie Tropical Malady stößt unser Bilderverständnis an seine Grenzen. Eine andere, physische Art der Wahrnehmung stellt sich ein, mit der man ewig im Dschungel verharren könnte.

Zu Godards neuestem Werk schreibt Nicodemus:

In Notre Musique dauert die Hölle zehn Minuten, das Purgatorium eine Stunde. Am Ende verschlägt es die Kamera noch kurz in den Garten Eden. Das Paradies ist ein regennasser Wald, bewacht von amerikanischen Marines.

Im zweiten großen ZEIT-Filmartikel kommentiert Diedrich Diederichsen Roland Emmerichs Katastrophenfilm "The Day After Tomorrow", findet ihn unerheblich und stellt ganz zuletzt eher verwundert fest:

Da konnten sich also Wissenschaftler und Aktivisten bisher den Mund fusselig reden: Erst ein drittklassiger Film verschafft alten Empörungen über die Umweltpolitik der USA spätes Gehör. Tatsächlich haben wir es hier mit einer Schwundform von Öffentlichkeit zu tun, deren Auswirkungen die Gefahren einer Klimakatastrophe weit übertreffen.

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