6/25/2004

Filmakademie

Die Warte, von der aus einem das ganze Gezänk um die Filmakademie am Arsch vorbei gehen kann, ist leicht eingenommen. Nur sollte man nicht übersehen, dass da mit viel Geld (mehr Geld auf einen Haufen gibt es im ganzen bundesrepublikanischen Kulturförderland nirgends) auch darüber entschieden wird, welche Filme gemacht werden und welche nicht. Erinnert werden darf daran, dass etwa das jüngste Projekt Thomas Arslans (der mit "Dealer" und "Der schöne Tag" zwei der stärksten deutschen Filme der letzten Jahre gemacht hat) von allen Seiten schnöde abgelehnt wurde. Kein Zufall also, dass Cristina Nord in einem taz-Artikel, in dem sie dem Ehren-Präsidenten der Akademie, Günter Rohrbach ihre Meinung sagt, gerade die Vertreter der sogenannten "Berliner Schule" herbeiruft, die - wie zuletzt Angela Schanelec mit "Marseille" in Le Monde, den Cahiers und Libération - im Ausland (und durchaus auch hierzulande) hymnisch besprochen werden, ohne aber große Marktanteile zu erreichen. Selbst der Filmpreis-nominierte Film "Wolfsburg" von Christian Petzold (heute Abend auf Arte zu sehen) ist nur mit winziger Kopienzahl in die Kinos gelangt und hat kaum mehr als 10000 Zuschauer erreicht. Diese Filme, die nichts nötiger haben als kluge Kritik und aufgeschlossene Fördergremien und Preisjurys, werden es, um nun auf den Artikel zurückzukommen, in Zukunft verdammt schwer haben. Cristina Nord schreibt:

Wenn die bisherige Jury, in der deutlich mehr Branchenvertreter als etwa Filmhistoriker, Filmkritiker oder auch unabhängige, dem Film als Kunstform sich verschreibende Regisseure saßen, "Good Bye, Lenin" mit Preisen überhäufte, dann lag das daran, dass ein Mehr an künstlerischem Film nicht durchzusetzen war. Das wird sich aber nicht bessern, wenn 500, 1.000 oder 2.000 Akademiemitglieder abstimmen. Es würde sich erst bessern, sobald man sich traute, die Jury anders zu besetzen: mit Filmschaffenden wie Thomas Arslan, Ulrich Köhler oder Angela Schanelec, die den neuen jungen deutschen Film repräsentieren, mit weniger Kinobetreibern und Parteipolitikern - und mit mehr als einem Filmkritiker.

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