5/27/2004

The Day After 9/11

Prima Klima bei der Jungle World: Roland Emmerichs neuestes Katastrophenspektakel The Day After Tomorrow (unsere Kritik) ist bestimmendes Thema der Woche und hat es sogar aufs Cover geschafft. Dass "der Klimawandel [...] als Sujet für einen Blockbuster im Jahr 2004 taugt", hält Anne Kerby für "eine echte Überraschung". Mehr noch überrascht sie, dass der Film sich ganz in der Tradition von The Day After auf Expertenmeinungen beruft und "den Anschein einer konkreten, nahezu wissenschaftlichen Vorhersage" gibt. Viele Fragen stellt sie sich deshalb:

"Geht es also wirklich um die Umwelt, wie die Fürsprecher des Films, allen voran Al Gore, sagen? Oder ist das Thema Ökologie nur der Vorwand, um antiamerikanischen Ressentiments freien Lauf zu lassen? Oder handelt »The Day After Tomorrow » von den Möglichkeiten des Katastrophenfilms nach der filmhistorischen Zäsur des 11. September?"

Ihr Fazit nähert sich dem Offensichtlichen der Werbekampagne: Emmerichs Film sei "ein Katastrophenfilm für die Post-9/11-Phase".

Andreas Reimann nähert sich dem Film mittels eines kleinen Rückblicks über das Genre, für welches der Anschlag auf das World Trade Center einen Verlust der Unschuld darstelle. Emmerich mache sich dies zunutze: "Seht euch diese Bilder (New York!) an und sorgt dafür, dass es diesmal nur Bilder bleiben." Es stelle sich die Systemfrage: "[I]st das System selbst die Katastrophe?" Es folgen der Blick in die Bibel, das Nachblättern bei Dante, schließlich kommt man bei George A. Romero und dessen The Crazies an und konstatiert: "Gerade das Thema bedrohlicher, unsichtbarer Viren führte zu einigen interessanten filmischen Auseinandersetzungen mit dem Verhältnis von Staat, Gesellschaft und Gewalt." Ein ausführlicher Überblick über Struktur und Motive des Katastrophenfilms zeigt schließlich: Die meisten drückten sich vor der Systemfrage, man geriere sich zum "Werbefilm": "Familie und Reproduktion sowie bürgerliche Individualität und Eigenverantwortung", kurzum die Grundpfeiler der Gesellschaft seien dessen vornehmlicher Gegenstand. (Meine Besprechung zum Lexikon der Katastrophenfilme im übrigen hier, nur so am Rande.)

Eine kleine Zusammenfassung von Expertenmeinungen findet sich schließlich hier.

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