24.5.05

DVD: Schloss des Grauens (Antonio Margheriti, Italien 1963)

Schloss des Grauens (La Vergine di Norimberga, Italien 1963)
Regie: Antonio Margheriti
Anbieter: Koch Media
Darsteller: Rossana Podestà, Georges Rivière, Christopher Lee,
Jim Dolen, Anny Degli Uberti, Luigi Severini,u.a.


Merkwürdige Geschehnisse auf einem alten Schloss bringen Mary Garson, die Angetraute des frischen Schlossbesitzers, um den Schlaf: Nachts ziehen unheimliche Gestalten durch die niederen Folterkammern, Todesfälle häufen sich. Ein unheimlicher, schweigsamer Diener mit vernarbtem Gesicht scheint mehr zu wissen, doch ist ihm nichts zu entlocken. Auch ihr Gatte verhält sich zunehmend sonderbarer. Nach und nach kommt sie dem Geheimnis auf die Spur, dessen Lösung weniger im Unheimlichen, sondern vielmehr in der Geschichte des 20. Jahrhunderts begraben liegt...

Schloss des Grauensist ein ziemlich seltsam konstruierter Film und ein etwas merkwürdig geratener Versuch, den frühen Gothic-Grusel des Italohorrorfilms in eine der Produktion zeitgenössischen Umgebung zu hieven. Die bestenfalls abenteuerlich zusammengestöpselte Geschichte, die sich aus Themen und Motiven des Gruselfilms und wilder Pulp-Comics gleichermaßen speist, trägt dabei zum grundsätzlich äußerst windschiefen Gesamtbild bei. Zwar beginnt der Film noch sehr stimmungsvoll und atmosphärisch gediegen, doch driftet er im weiteren Verlauf zusehends in ein seltsam wirres Gebräu ab. Da Margheriti, im Gegensatz zum offensichtlichen Vorbild Bava, auch formal nicht unbedingt sonderlich einfallsreich ist, bekommt man hier auch keine optische Grandezza präsentiert, sondern ein handwerklich recht bieder ausfallendes Werk, das zur Kompensation seiner inszenatorischen Leere gruselige Momente vor allem durch einen hektisch ins Geschehen reinplärrenden Score zu bewerkstelligen versucht. Und dennoch, bei aller Unbeholfenheit und sich zusehends einstellender narrativer Beknacktheit: Der Film macht über weite Strecken unverhohlen Spaß! Und dass er noch zum größten Schmarren ein ernstes Gesicht macht adelt ihn durchaus. Vor allem das „Geheimnis“ hinter dem Geschehen ist hanebüchenem Blödsinn eigentlich kaum zu übertreffen und man hätte, zumindest seinerzeit, mit Fug und Recht am Verstand der Macher zweifeln dürfen. Mit heutiger Distanz nimmt sich solch unbekümmertes Delirieren hingegen recht amüsant aus.

Image Hosted by ImageShack.usDie DVD, die den Film ungeschnitten bringt, ist dabei auch ein interessantes Dokument der deutschen Befindlichkeitsgeschichte: Da zur Erklärung des unheimlichen Treibens auch tief in Opas Mottenkiste - jene mit den Totenkopfabzeichen drin - gegriffen wird, wurde Schloss des Grauens seinerzeit für die deutsche Auswertung brutal zerstückelt und verfälscht synchronisiert. Um dem deutschen Publikum wenigstens im Kino ein paar vergnügliche Stunden jenseits historisch bedingter Trübsal zu gestatten, wurden die mannigfaltigen Bezüge zu Nazi-Deutschland – getreu nach Basil Fawltys Parole: „Don’t! Mention! The War!“ - kurzerhand vom Film hinfort seziert. In der nun vorliegenden Edition sind die Szenen wieder im Originalton und untertitelt re-integriert: Das teils ziemliche hektische Hin und Her auf der Tonspur zum Ende hin verdeutlicht das Ausmaß dieser Eingriffe – de facto kam damals ein ruinöser Film ins Kino.

Auch ansonsten ist die DVD rundum sehr gelungen. Wie auch die anderen Koch-Titel der jüngsten Veröffentlichungswelle kommt auch dieser im Schuber mit Digipack und kleinem Beiheft. Eine schöne, neue Gestaltungspolitik, die den Titeln eine distinktive Wertigkeit verleiht und von Koch hoffentlich auch weiterhin verfolgt wird. Auch an Bild und Ton gibt es nichts auszusetzen: Trotz des bereits etwas gesetzten Alters wurden hier noch gute Ergebnisse erzielt, die dem Vernehmen nach sogar besser ausfallen als die der US-Veröffentlichung. Die Zusatzmaterialien fallen schmal, aber solide aus: Eine nette Postergalerie zeigt schönes Artwork (schade, dass es davon keines auf das Cover der Edition geschafft hat), außerdem gibt’s internationale Trailer, die man aber besser erst nach der Filmsichtung ansehen sollte.

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Weiterführende Links: imdb ~ mrqe ~ Antonio Margheriti

Technische Details:
  • Laufzeit: 90 Min.
  • Ton: Deutsch/Italienisch (Dolby Digital 2.0)
  • Untertitel: Deutsch
  • Bildformat: 1.85:1
  • Zusatzmaterial: Kinotrailer


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