22.5.05

DVD: Totentanz der Vampire (Peter Duffell, Großbritannien 1970)

Totentanz der Vampire (The House that dripped Blood, UK 1970)
Regie: Peter Duffell
Anbieter: Koch Media
Darsteller: John Bryans, John Bennett, John Malcolm,
Denholm Elliott, Joanna Dunham, Robert Lang,
Tom Adams,Peter Cushing, u.a.

Nach den Todeskarten des Dr. Schreck legt Koch Media nun einen zweiten Anthology-Film der für das Episodenformat bekannten Amicus-Studios vor, in dem das teils vom Konkurrenten Hammer entliehene Ensemble erneut durch eine schönen Reigen kurzer Schauerstories getrieben wird. Als Bindeglied zwischen den Episoden und narrativer Überbau dient diesmal ein in bester britischer Tradition abgelegenes, angestaubtes Anwesen, dessen letzter Bewohner - sinnigerweise ein Schauspieler aus abgehalfterten Horrorfilmen - vor kurzem auf rätselhafte Weise verschwand. Schon bald erschließt sich dem ermittelnden Inspektor, dass das Gemäuer schon früher Schauplatz merkwürdiger Begebenheiten gewesen ist: So fand hier ein Schriftsteller zweitklassiger Gruselromane den Wahnsinn, nachdem ihm sein literarischer Bösewicht entgegen trat, ein pensionierter Immobilienmakler (Peter Cushing) verfiel den Reizen des nahen Wachsmuseums, ein Geschäftsmann (Christopher Lee) verbarrikadierte sich hier mit seiner unheimlichen Tochter und besagter Schauspieler machte hier ungewöhnliche Begegnungen mit den Schrecken, die aus seinen Filmen empor gestiegen sind.

Die schaurig-schöne Eleganz aus Dr. Schreck vermisst man hier zwar etwas, doch ist auch Totentanz ein sehr solider Gruselfilm der alten Schule mit einigen, teils auch etwas wunderlichen Spitzen ins Schräge und Absonderliche. Hie und da überschreitet man sogar schon die Schwelle zur Genreparodie (v.a. in der letzten Episode) und eröffnet so bereits erste Ausblicke auf den postmodernen Trash-Horror späterer Jahre. Dennoch ist dies ein im Detail außerordentlich liebevoll und mit Sachkenntnis gestalteter Film. Dies lässt schon der Vorspann erahnen, in dem wie beiläufig auch eine Ausgabe von „Die dämonische Leinwand“, Lotte Eisners Standard-Theoriewerk zum phantastischen Kino der Weimarer Republik, auftaucht: Hier war offenkundig ein Liebhaber und Nostalgiker am Werk. In den folgenden Episoden wird der aufmerksame Kenner dann auch mit vielen schön gearbeiteten Variationen und unterschwelligen Anspielungen auf Motive und Themen des Gruselfilms und seiner historischen literarischen Vorläufer belohnt. Von daher sollte auch dieser Film, an dem sich sicher auch schon der Niedergang des klassischen Gruselkinos ablesen lässt, seinen Weg in das Herz eines Genrefreundes finden.

Glücklicherweise hat Koch Media den Titel auch in einer sehr ansehnlichen Edition auf den Markt gebracht, die den Film im schönen Schuber und Digi-Pack präsentiert. Das i-Tüpfelchen wäre nun freilich eine nostalgische Covergestaltung mit Originalplakatmotiven gewesen, so reicht es leider nur zu einer an neumodische Mac-Ästhetik erinnernden Konzeption hin, die dem Wesen des Films nicht ganz gerecht wird. Da der Film aber, und dies ist ja die Hauptsache, in einer sehr ordentlichen Bild- und Tonqualität kommt und auch beide deutsche Synchronisationen vorliegen (der Film wurde für Kino und TV je gesondert synchronisiert), sollte dies jedoch die Freude über diese ansonsten sehr schöne Veröffentlichung kaum trüben. Freunde alter Werbematerialien kommen immerhin im beigefügten Beiblatt (mit Liner-Notes) ein klein wenig auf ihre Kosten.

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Weiterführende Links: imdb ~ mrqe

Technische Details:
  • Laufzeit: 101 Min.
  • Ton: Deutsch/Englisch Dolby Digital 2.0
  • Untertitel: keine
  • Bildformat: 2.35:1
  • Zusatzmaterial: Audiokommentar des Regisseurs, Bildergalerie mit Werbematerialien, Deutsche Kino- und Video-Tonfassung

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