9/03/2004

Venedig: Italian Kings of the B's

Venedig, Du hast es besser! Während man hier schon froh sein muss, dass man mal - wie in diesem Monat - im Arsenal eine Vorführung von Corbuccis Django (vermutlich aber ohnehin geschnitten) wahrnehmen kann, bzw. sich über jeden einzelnen Shaw-Film freuen darf, der seinen Weg auf die Berlinale findet, kredenzt das Filmfestival Venedig dem geneigten Publikum gleich eine ganze Reihe Italian Kings of the B's, die dem umtriebigen, nicht selten wahnwitzigen, oft aufregenden italienischen Genrekino aus den unteren Schubladen endlich Festivalehren zuteil werden lässt. Eine noble Auffanggeste, die nicht nur aus filmhistorischen Gründen bitter nötig ist.

Die Zusammenstellung liest sich dabei so gut, dass ich nicht nur glatt den nächsten Flug buchen möchte, sondern sie auch mit Freuden nochmal reproduziere:

Italian Kings of the B's - A Secret History of Italian Cinema:

Ferdinando BALDI
Blindman (1972)

Tinto BRASS
Col cuore in gola (1967)

Enzo G. CASTELLARI
Quel maledetto treno blindato (1977)

Nando CICERO
W la foca (1982)

Vittorio COTTAFAVI
La vendetta di Ercole (1960)
I cento cavalieri (1961)

Damiano DAMIANI
Quien sabe? (1967, versione integrale)

Ruggero DEODATO
Cannibal Holocaust (1979)

Fernando DI LEO
I ragazzi del massacro (1969)
Milano calibro 9 (1972)
La mala ordina (1972)
Il boss (1973)
I padroni della città (1976)

Giorgio FERRONI
La guerra di Troia (1961)

Riccardo FREDA
Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea (1972)

Lucio FULCI
Non si sevizia un paperino (1972)
L'aldilà... e tu vivrai nel terrore (1981)

Umberto LENZI
Orgasmo (1969)

Antonio MARGHERITI
Danza macabra (1964)

Sergio MARTINO
Lo strano vizio della signora Wardh (1970)

Nino and Toni PAGOT
I fratelli dinamite (1949)

Luciano SALCE
Colpo di Stato (1969)

Sergio SOLLIMA
La resa dei conti (1966)

Piero VIVARELLI
Il dio serpente (1970)

Piero ZUFFI
Colpo rovente (1969)

Underground Italia
Schegge di utopia

Gianfranco BARUCHELLO and Alberto GRIFI
La verifica incerta (1964)

Alberto GRIFI
Transfert per kamera verso Virulentia (1975)

Romano SCAVOLINI
A mosca cieca (1966)

Paolo BRUNATTO
Ritratto di Gianfranco Barucchello (2004)
Ritratto di Alberto Grifi (2004)
Ritratto di Romano Scovolini (2004)


Ernsthaft: Purer, blanker Neid! Und hierzulande vermutlich schon allein deshalb nicht denkbar, weil einige der Titel im Giftschrank der Amtsgerichte ihr trauriges Dasein fristen müssen. Auf einen Import der Reihe durch einen hiesigen Hoffnungsträger (Berlinale? Fantasy Filmfest?) ist dennoch nicht nur zu hoffen, sondern auch zu insistieren.

Immerhin erfreuliche News am Rande, von denen auch der hiesige Italofreund was hat: Fangoria.com berichtet von einer luxuriösen Special Edition von Deodatos Meisterwerk Cannibal Holocaust (das ist jetzt im übrigen gar keine Koketterie mit dem Abnormen oder Schlechten, das mit dem Meisterwerk ist schon ernst gemeint), welche 2005 bei Grindhouse erscheinen soll.

9/02/2004

Filmreihe "Kino Extrem" im Kommunalen Kino Freiburg

"KINO EXTREM ist der neue monatliche Programmplatz für Filme, die an Grenzen gehen – die der Erträglichkeit oder des so genannten »Guten Geschmacks«. Das werden zumeist Genrefilme sein, Kult oder Kitsch, Camp oder Gore, auch Splatterkino und B-Filme. Solche Filme gelten oft als zu speziell für den Mainstream, dem Kunstfreund dagegen sind sie als vermeintlich pures Effekte-Kino suspekt.

Dennoch bilden sie Bezugspunkte für eine vielfältige Fankultur, für breites Expertentum. Sie sind Experimentierfeld für neue Techniken und Erzählweisen. Und sie bieten einen Spielplatz für all jene, die am Aufdecken von Zitaten und Bezügen zu anderen Filmen und Ausdrucksmitteln ihre Freude haben. KINO EXTREM will gelegentlich auch einen Blick auf populäres Kino werfen, wenn es sich der aktuellen Seh-Erfahrung des Freiburger Publikums entzieht."


Hier weitere Informationen. Die Reihe beginnt am Freitag mit Peter Jacksons Braindead, gefolgt von Bad Taste direkt im Anschluss.

8/31/2004

Director's Cut von Assayas' Demonlover

Viel Gewalt wurde Olivier Assayas' Film Demonlover angetan (Portrait Assayas hier). In den USA erschien der Film nur als gekürzte, zudem bildqualitativ katastrophale DVD. In Deutschland wiederum hatte man alle Hebel in Bewegung gesetzt, es dieser Edition gleichzutun.

Good News nun aus den USA: Lion's Gate, für die erste, miese DVD zuständig, haben eingelenkt und diesem eher etwas untergegangenen Meisterwerk des Techno-Thrillers endlich eine würdige DVD auf den Leib geschneidert, die den Director's Cut enthält und zudem über eine adäquate Bildqualität verfügt. Dies lässt sich zumindest aus diesem Review von DVDTalk.com schließen. Die DVD erscheint Mitte September.

Ekkehard Knörers Kritik zum Film hier.

„So wollen wir nicht sterben - Aids in Odessa“

Pressemitteilung der Neuen Kant Kinos (Berlin):

"Parallel zu dem im Russischen Haus stattfindenden Kongress „HIV im Dialog“, zeigen die Neuen Kant Kinos vom 2.09. bis 8.09.04 den Film „So wollen wir nicht sterben – Aids in Odessa“.

Die Ukraine steht vor einer AIDS-Epidemie, Odessa ist einer ihrer Schwerpunkte. Die Kranken werden „Abfälle der Gesellschaft“ genannt, nur ein Bruchteil von ihnen wird behandelt. Der marode ukrainische Staat hat sich von vielen seiner Aufgaben zurückgezogen. Im Gesundheitswesen fehlt es am Nötigsten, umso mehr für Menschen, die nutzlos sind. Dies ist der erste Film, der sich mit der Aids-Epidemie in der Ukraine beschäftigt und aufwühlende Bilder eingefangen hat, die lange nicht loslassen.

Am 2.09.04 wird der Regisseur des Films, Karsten Hein, nach dem Film, der um 17.30 Uhr gezeigt wird, mit den Zuschauern über seine Arbeit sprechen."

Jan Svankmajer auf 3sat

3sat beschert uns heute abend zur besten Sendezeit einen kleinen Festschmaus: Gezeigt wird um 22.25 Der Magier von Prag, eine Dokumentation über den Animationskünstler, Dichter und Filmemacher Jan Svankmajer. Dem folgt eine Auswahl an Kurzfilmen des Prager Surrealisten vornehmlich aus dem späteren Werk, darunter auch der sehr schöne Dimensions of Dialogue und Der Tod des Stalinismus in Böhmen. Svankmajers Filme quellen förmlich über vor Ideen und Witz, sind reflektierende wie unterhaltsame Miniaturen, die bis ins kleinste Detail noch liebevoll (und zum Teil: auf organische Weise recht eklig) gestaltet wurden. Ein überaus seltenes Schmankerl, das 3sat hier zeigt; unbedingt archivieren also!

Für Unschlüssige hier noch der Link zu Alchemist of the Surreal, ein erfreulich umfangreiches Online-Archiv zum Werk des Tschechen. Viel Spaß beim Stöbern und Entdecken.

8/29/2004

Werkschau Aki Kaurismäki im Filmhaus Nürnberg

Das Filmhaus Nürnberg präsentiert im September eine Werkschau des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki, in deren Rahmen auch erstmals (in Nürnberg) Mika Kaurismäkis Der Lügner (1981) zu sehen ist, für den Aki das Drehbuch schrieb.

Am wenigsten erfreut über das transportierte Finnland-Bild ist das finnische Tourismusbüro, das behauptet, Kaurismäki habe ihre Bemühungen um zehn Jahre zurückgeworfen.

Aus der Programmankündigung, hier der Spielplan.